Die 5 ½ Licht-Setups für Portraitfotografie
Im Folgenden sehen wir uns die typischen Licht-Setups für gelungene Portraitfotos an. Neben den Aufbau des Lichts werden auch die Nachteile der einzelnen Licht-Setups angesehen.
Diese Lichtsituationen finden sich auch außerhalb vom Studio mit natürlichem Licht. Hier können wir allerdings oft nicht die Lichtquellen verschieben, sondern nur unser Modell und unsere Position beim Fotografieren verändern. Daher ist der Lernprozess über die Studiofotografie deutlich effektiver und zielführend. Wer keinen Blitz oder Dauerlicht hat, kann zum Nachvollziehen einfach eine Taschenlampe nutzen.
Nur 1 Hauptlicht für den Lernerfolg beim Fotografieren
Wie setzen unser Key-Light, unser Hauptlicht (Schlüssellicht). Der Lichtaufbau kann später z.B. noch durch weitere Lichter wie Rim-Light ergänzt werden. Aber für den Anfang ist es wichtig, unsere Licht-Setup einfach zu lassen, um schnell die fotografischen Auswirkungen lernen zu können.
In der Porträtfotografie haben wir folgende 5 ½ typische Lichtsetzungen:
- Frontales Licht (engl. Flat)
- Hochfrontales Licht (engl. Butterfly, Paramont-Licht)
- Loop-Light
- Rembrandt Licht
- Split-Light
- Kantenlicht (dieses sie die ½ – siehe dazu später mehr)
Frontales Licht:
Das Licht kommt direkt ins Gesicht nahezu von der Kamera aus gesehen (sehr oft mit Aufsteckblitz)
Hochfrontales Licht (engl. Butterfly, Paramont-Licht):
Das Licht kommt direkt mittig von der Front und oberhalb des Gesichtes. Die Glanzpunkte müssen noch im Auge sichtbar sein (sonst ist das Licht zu hoch angebracht).
Loop-Light:
Das Licht kommt oberhalb vom Gesicht (ca. 25 – 50 Grad) und von der Seite (auch ca. 25 – 50 Grad)
Rembrandt Licht:
Das Licht kommt von oberhalb und mit einem größeren Winkel als beim „Loop“-Light
Split-Light:
Das Licht kommt in einem 90° Winkel von rechts oder links auf das Gesicht.
Kantenlicht
Das Licht kommt in einem über 90° Winkel und streift nur das Gesicht. Wir sehen primär die Kante des Gesichts.
WICHTIG für das Fotografieren!
Je mehr der Winkel zunimmt, desto mehr Schatten und desto dramatischer wird der Eindruck. Angefangen vom frontalen Licht bis zum Split-Light nimmt die Menge an Schatten zu.
Mehr Schatten = mehr Drama in der Portraitfotografie
Weniger Schatten = weicherer Eindruck, schmeichelhafte Fotos
Hier bitte nicht vergessen, dass wir durch zusätzliche Lichtquellen den Schatten aufhellen können (weniger Drama) oder Kanten benoten.
Bitte die folgende Abbildung genau auf den Aspekt des Schattens betrachten. Dabei ist interessant zu wissen, dass in diesem Fall das Fotomodel rein virtuell ist und daher auch keine Änderung im Gesicht zwischen den verschiedenen Lichtsettings stattfindet!
Charakteristik Frontalen Licht:
Sehr wenig Schatten und meistens nur unter dem Kinn
Charakteristik Butterfly:
Wenig Schatten und einen sehr auffälligen Schatten unter der Nase in Form eines Schmetterlings. Daher auch der Name des Lichts. Der Körper wird durch den Schatten am Hals vom Kopf abgesetzt
Charakteristik Loop:
Wenig Schatten, wobei auf einer Seite unterhalb und neben der Nase einen runden Schatten gebildet wird (daher kommt der englische Namen). Licht fällt aber auf beide Gesichtshälften.
Charakteristik Rembrandt
Eine Seite des Gesichts ist im Schatten, wobei das Auge und unterhalb des Auges ein geschlossener Lichtfleck entsteht.
Wird das Gesicht zusätzlich gedreht, haben wir eine breite Seite (der Kamera zugewandte Seite) und eine kurze Seite (der Kamera abgewandte Seite). Hier können wir nun überlegen, ob wir viel Schatten oder wenig Schatten wollen. Meistens wird der Schatten auf der breiten Seite eingesetzt, da es einfacher ist.
Charakteristik Split Light
Eine Seite des Gesichts ist komplett im Schatten und es entsteht an der Stirn und am Nasenrücken eine Linie, die die helle von der dunklen Gesichtshälfte trennt. Ein sehr dramatisches Licht entsteht.
Charakteristik Kantenlicht
Gehen wir nun mit unserem Licht hinter die Person, entsteht ein Kantenlicht, was als Profilfoto sehr interessant sein kann (zumal sich das Licht in der Pupille spannend brechen kann). Es entsteht ein sehr mystischer Eindruck.
NoGos: Dinge, die man in der Portraitfotografie vermeiden sollte!
Licht von unten – dies wird nur für Bösewichte im Film und Horrorgeschichten eingesetzt! Diese Lichtsetzung wird bestenfalls zu Halloween eingesetzt.
Vorteile Frontal Licht:
Dieses Licht ist ein sehr schmeichelhaftes Licht. Es übertüncht viele Unvollkommenheiten in einem Gesicht wie kleinere Falten und unreine Haut. Daher wird es oft für Mode und Beauty-Shootings verwendet.
Vorteile Hochfrontales Licht:
Ähnlich wie das frontale Licht mit den Vorteilen des frontalen Lichts. Aber wir erhalten einen kleineren Schatten unter der Nase (daher der Name) und eine Trennung von Kopf und Körper durch den Schatten unterhalb des Kinns.
Es ist auch unter dem Namen Paramount Licht bekannt, da das Filmstudio Paramount dies oft bei seinen Stars einsetzte. Auch als Marlene Dietrich Licht bekannt.
Hochfrontal mit Normalreflektor/Beauty Dish
Die Schatten verlaufen nach unten. Der Lichtreflex sitzt im Auge genau in der Mitte.
Das Licht leuchtet das Model gleichmäßig und symmetrisch aus. Die Augenpartie wirkt stärker, die Wangenknochen und die Gesichtsform werden betont.
Um einen runden Lichtreflex zu bekommen, arbeitet man mit runden Lichtformern wie einen Normalreflektor oder Durchlichtschirm.
Je nach Lichtformer bekommen wir den Schatten zwischen:
- Sehr harten Schatten (Normalreflektor)
- Mittlere härte über Beauty Dish
- Weichen Schatten (Durchlichtschirm)
Arbeiten wir mit sehr harten Schatten über den Normalreflektor, dann ist Vorsicht geboten! Dieses Licht kann sich bei unreiner Haut sehr schnell rächen!
Wichtig – der Abstand zum Licht beeinflusst auch die Härte!
Dadurch, dass die Augenpartie besonders betont wird, muss das Make-up entsprechend passen. Besonders gut geeignet ist dieses Licht für Modelle mit ausgeprägten Wangenknochen.
Vorteil Loop-Light
Ca. 45 Grad Winkel zum Licht (genannt Loop-Light im englischen) ergibt einen versetzten Schatten unterhalb der Nase.
Der Vorteil liegt in der Plastizität des Portraits. Wir bekommen durch die Schatten auf der Wange eine Tiefenwirkung. Trotzdem haben wir noch zum Teil die Vorteile des hochfrontalen Lichts, dass die Haut schöner abgebildet wird.
Gefahren bei Loop-Light
Der Schatten darf nicht zu schräg nach unten verlaufen bzw. nicht zu groß werden. Anderenfalls entsteht sehr schnell der Eindruck von einer schiefen, krummen Nase beim Portrait.
Rembrandt Licht
Hier entsteht ein Lichtfleck im Auge und unter dem Auge. Wie weit das Licht versetzt werden muss, ist abhängig von Aufbau des Gesichtes. Je nachdem, ob z.B. eine große Nase da ist, die Augen tief liegen oder weit vorn. Hier muss das Modell und das Licht sehr fein aufeinander abgestimmt werden.
Der Name des Lichts kommt vom Maler Rembrandt, der sehr oft dieses Licht in seinen Gemälden verwendet hat.
Split Light
Eine Gesichtshälfte ist komplett im Dunkeln. Sehr dramatischer Look! Je nachdem welche Gesichtshälfte dunkel ist, ist es auch ein Spiel mit Vergangenheit und Zukunft. Ist die auf dem Foto linke Gesichtshälfte dunkel, gab es eine dunkle Vergangenheit, ist die auf dem Foto dargestellte rechte Gesichtshälfte dunkel, sieht es finster für die Zukunft aus. Das hängt mit unserer westlichen Leserichtung zusammen und dem Verständnis, dass links die Vergangenheit ist und rechts die Zukunft.
Kantenlicht – Rim-Light
Normalerweise wird Kantenlicht zum Trennen von Person von Hintergrund eingesetzt. Daher wird es nicht als ein typische Lichtart für Porträt gesehen. Allerdings wird bei Portraitaufnahmen des Profils ein superspannendes Licht daraus!
Üben, üben, üben und gezielt Fotos mit diesen Lichtarten machen
Je gewohnter der Umgang mit den Lichtsettings ist, desto schneller wird es umsetzbar und der gewünschte Effekt im Foto erzielt werden. Daher üben, üben und nochmals üben mit verschiedenen Personen, da jedes Gesicht anders ist.