Mike Coustic Albumcover Memories

Mike Coustic Albumcover Memories (Foto: F. Pratzner)

Camera:
Fuji X-T1
Aperture:
f/6.4
Exposure:
1/125 sec.
Focal length:
55 mm
ISO:
200

Vom Fotoshooting zum Albumdesign

Ein Album benötigt aus mehreren Gründen sorgfältige Vorüberlegungen, welche der Künstler und der Fotograf gemeinsam vor dem Shooting treffen sollten:

Die Art des Albums

Die große Frage, welche Fotos der Künstler möchte, sollte noch vor dem Vorgespräch stehen, am Besten eignen sich Beispiele. Welche 2 anderen Alben sehen so aus, wie der Künstler sich seines vorstellt. Welche Musik spielt er und welche Lieder kommen aufs Album und gibt es für dieses schon einen Namen.

In unserem Beispiel ist es der Akkustik-Künstler Mike Coustic mit seinem Album „Memories“, also übersetzt „Erinnerungen“. Seine Vorstellungen waren begrüßenswert, also für uns als kreative Fotografen, er wünschte sich ein klassisches Akkustik-Cover und verließ sich auf uns zu entscheiden, was dafür wirkt. Manche Künstler haben exakte Vorstellungen von ihrem Cover und sehen es bereits vor ihrem inneren Auge. Es gilt herauszufinden, was der Künstler möchte und auch welche Freiheit er einem lässt. Jedes Detail hilft. Alles genaueres kann dann in einem persönlichen Vorgespräch geklärt werden, das gerne auch 2 Stunden dauern kann. Je nach Art und Umfang des Shootings und Vorwissen des Künstlers.

Das Vorgespräch vor dem Shooting

Viele Fotografen nehmen sich vor dem Shooting die Zeit sich mit ihrem Model zu unterhalten, Unklarheiten abzuklären und Fehlerquellen zu besprechen. Finden sie heraus was der Künstler für Fotos will. Dann machen sie die Fotos. Wenn es aus irgendwelchen Gründen keine Zeit bzw. Möglichkeit gibt für ein Gespräch, dann andersweitig Informationen einholen. Das schönste Beispiel für ein Shooting ohne Vorgespräch ist das berühmte Propagandafoto von Winston Churchill: ein Mann, eine Zigarre. Das erfuhr auch sein Fotograf Yousuf Karsh, dessen bestes Fotos enstand als er von sich aus beschloß zu Winston Churchill hinzugehen und ihm, einem der mächtigsten Männer auf der Welt, die Zigarre aus dem Mund zu nehmen. Churchills purer Hass auf seinen Fotografen ließ Karshs bestes Foto entstehen und es wurde auf Millionen von Propagandaplakaten gegen die Nazis gedruckt. Normalerweise entstehen schreckliche Fotos, wenn man das Model und dessen Wünsche missachten, weshalb das Vorgespräch so wichtig ist.

Ein Vorgespräch sollte folgende Punkte umfassen:

Die gemeinsamen Ziele sind das wichtigste, was wollen sie gemeinsam erreichen, sollen es nur Fotos für das Cover werden oder wird auch ein Offsetdruckfoto (auf die Musik-CD), Flyer oder Plakate benötigt? Dies bestimmt den Umfang, die Arbeit und Dauer des Shootings und was wesentlich ist, ob sie vielleicht eine Assistenz fürs Licht benötigen. Es bestimmt den kompletten Plan fürs Shooting, wann und wo trifft man sich um die Bilder zu machen, was wird dafür benötigt und wer fährt es dorthin. Ich bevorzuge für solche Shootings kontrollierte Lichtumgebungen und arbeite gerne mit blauen oder grünen Chroma-Key Panels. Wer es billiger möchte kann auch eine weiße Wand verwenden. Im Shooting mit Mike Coustic verwendete ich aufgrund seiner Wünsche und seiner warmen Farben eine ebensolche warme Farbe als Hintergrund, welche die Maserung seiner Gitarre zum wirken brachte. Erkennen sie was es ist?

Der mysteriöse Hintergrund

Der mysteriöse Hintergrund (Foto: F. Pratzner)

Camera:
Fuji X-T1
Aperture:
f/6.4
Exposure:
1/125 sec.
Focal length:
55 mm
ISO:
200

Eine braune Holztüre, angelehnt an die andere braune Holztüre meiner Arbeitsräume.

Wichtig sind immer die Fragen „wirkt es und unterstützt es die Bildaussage“? Denken Sie darüber mit ihrem Künstler nach, welche Possen nehmen wir und wie wirken diese und welche gefallen ihm für sein Album. Regen sie ihn und sich selbst zum nachdenken an. Spielen sie mit Possen und Gegenständen, etwa Türen. Finden sie sich kommunikativ zusammen und entwickeln eine gemeinsame Vorstellung mit Skizze und Possen um ein gemeinsames Ziel zu haben. Nutzen sie ruhig Hände und Füße und turnen sie die Possen die sie sich vorstellen vor. Dabei finde ich besonders eine hölzerne Gliederpuppe nützlich, ein anatomisch korrekt biegsames einfaches Modell eines Menschen darstellt mit dem sich wunderbar Possen fürs spätere Shooting brainstormen lassen.

Der nächste große Schritt ist es Fehlerquellen zu besprechen. Es sind die simplen Dinge, doch erwähnenswert für jedes Model, trage was du auf dem Album/Foto anhaben möchtest, sei ausgeschlafen und fit und vermeide grelle oder auffällige Kleidung oder Kleidungsfeatures, welche die Blicke auf sich lenken. Falls eine Aktaufnahme aufs Album soll, trage keinen BH, da man ansonsten warten müsste, bis die Kleidungsspuren von der Haut verschwunden sind. Es sind oft keine tragischen Fehler, doch jeder kostet Zeit im Bildbearbeitungsprogram oder ist nachher sichtbar und das gilt es durch ein kurzes Gespräch zu vermeiden. In diesem Beispiel mit Mike Coustic habe ich euch 2 solcher Fehler versteckt, zur Hilfe gibts das Albumcover direkt daneben:

Das unbearbeitete Foto vom Albumcover Memories

Das unbearbeitete Foto vom Albumcover Memories (Foto: F. Pratzner)

Camera:
Fuji X-T1
Aperture:
f/6.4
Exposure:
1/125 sec.
Focal length:
55 mm
ISO:
200
Das bearbeitete Albumcover von Memories

Das bearbeitete Albumcover von Memories (Foto: F. Pratzner)

Camera:
Fuji X-T1
Aperture:
f/6.4
Exposure:
1/125 sec.
Focal length:
55 mm
ISO:
200

Die Fehler sind die blaue Hose und der braune gigantische Knopf unterm Kinn. Die Hose wurde durch die Wahl des Ausschnitts auf dem Cover entfernt, während der Knopf ein wenig Bildbearbeitung benötigt hat. Kleine Fehler, jedoch ein paar Minuten Arbeit.

Abschließend gibt es noch zu klären wie jeder entlohnt wird und wie jeder die Fotos nutzen darf ? Muss der Fotograf immer genannt werden, legt man vertraglich eine Einmalzahlung fest oder nutzt man einen Time4Pictures Vertrag? In jedem Fall sollte es schriftlich in doppelter Form gegenseitig unterschrieben werden. Dann fehlen nur noch die Vorbereitungen für das Shooting.

Vorbereitungen für das Shooting

Bereiten sie sich auf das Shooting vor!

Schauen sie sich bekannte ähnliche Alben an, vor allem berühmte der gleichen musikalischen Richtung, überlegen sie sich Possen und eventuell Kleidung und werfen sie einen Blick in unser Kapitel über Portraitfotografie um sich die letzten Feinheiten ins Gedächtnis zu rufen. Danach bauen sie alles auf und testen dies soweit möglich. Es bieten sich zwei Blitze, samt entsprechender Farben dafür an. Dann bleiben sechs essentielle Dinge, die sie nicht vergessen sollten, da ein Shooting schon mehrere Stunden geht.

Jetzt kann es los gehen!

Das Fotoshooting

Nach einem guten Gespräch mit Tee oder Kaffee, über die neu ausgedachten Possen kann es los gehen und am Besten lassen sie ihren Künstler beginnen. Mit einer der Possen die er sich dachte, fangen sie langsam an. Er kam gerade erst mit dem Zug/ Bus/ Auto an, lassen sie ihn ankommen. Ein gutes Gespräch mit ein paar Witzen lockert die Stimmung, das gibt ihrem Künstler eine positive Ausstrahlung und das wollen wir ja ganz besonders für das Albumcover.

die Technik sollte während dem Shooting in den Hintergrund treten

die Technik sollte während dem Shooting in den Hintergrund treten (Foto: F. Pratzner)

Mit einer positiven Ausstrahlung kommen gute Fotos von ganz allein

Mit einer positiven Ausstrahlung kommen gute Fotos von ganz allein (Foto: F. Pratzner)

Spaß ist für gute Fotos hilfreich

Spaß ist für gute Fotos hilfreich (Foto: F. Pratzner)

Voilà, das Foto für das Albumcover

Voilà, das Foto für das Albumcover (Foto: F. Pratzner)

Viele gute Bilder sind in diesem Shooting entstanden, Dank dafür an Mike Coustic.

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