Psychologie und Fotografie: Frequenzillusion bzw. Baader-Meinhof-Phänomen
Nachdem man etwas zum ersten Mal bemerkt hat, fällt es einem öfter auf. Dies nennt sich in der Psychologie Frequenzillusion bzw. Baader-Meinhof-Phänomen. Dabei handelt es sich um eine kognitive Verzerrung – also eine systematische fehlerhafte Neigung bei der Wahrnehmung, dem Denken und Beurteilen. Man glaubt, dass es auch somit häufiger auftritt. Würde man sich Statistiken ansehen, würde dies regelmäßig widerlegt.
Als Beispiel für eine Frequenzillusion:
Man sieht auf einmal überall silberne Autos oder Kinderwägen.
Begünstigt wird die Frequenzillusion von der selektiven Aufmerksamkeit. Diese lässt uns auf eine Sache konzentrieren – meistens, was gerade für uns wichtig ist. Steht gerade Familienplanung im Vordergrund, wird man nur noch Schwangere und Neugeborene um sich sehen. Die selektive Aufmerksamkeit ist wichtig, damit wir uns auf das aktuelle Anstehende konzentrieren können. Ansonsten würden wir durch zig andere abgelenkt, die gerade parallel passieren, aber nicht zu unserem Ziel beitragen würden.
Der Begriff der „Frequenzillusion“ wurde von dem Linguistik-Professor Arnold Zwicky im Jahr 2005 an der US-amerikanischen Stanford-Universität geprägt.
Vorteil der Frequenzillusion
Es macht uns mental schneller, wenn auch nicht präziser. Wir verlassen uns auf unsere bisherigen Erfahrungen und Erfahrungswerte.
Frequenzillusion in der Fotografie
Erst wenn man etwas bewusst wahrgenommen hat, sieht man die fotografischen bzw. optischen Probleme. Anders ausgedrückt: Man macht auf die gleiche Art und Weise weiter beim Fotografieren, auch wenn die entstehenden Fotos sichtbare unschöne Bereiche haben.
Konkreter am Beispiel von einem Porträt, auf dem auch die Hand zu sehen ist. Nehmen wir ein weibliches Porträt an und die Hände sind auf Gesichtshöhe. Jetzt kommt es darauf an, ob man Handrücken bzw. Handinnenfläche sieht oder die Seiten der Hände. Seitlich ist die optische Wirkung grazil, andernfalls treten die breiten Flächen (Handrücken/Handinnenfläche) von der Größe in Konkurrenz mit dem Gesicht.
Mehr zu typische Fehler beim Posing findet sich auf der Seite zu typischen Posingfehler.
Mit dem Wissen wird man auf einmal viele Fotos mit sichtbaren Händen anders wahrnehmen und beurteilen. Was vorher ein Bauchgefühl war und im Kopf als „das ist ein nicht so schönes Foto“ ankam, kann auf einmal begründet und in Zukunft der Fehler vermieden werden.
Daher ist die Weiterbildung so wichtig, um einen Blick über den Tellerrand zu bekommen und die eigene Wahrnehmung zu erweitern. Also Kurse machen, Videos schauen und Bücher lesen oder sich mit anderen Fotografen austauschen und die Frequenzillusion im positiven Sinne nutzen.