Das Belichtungsdreieck in der Fotografie
Wer das Belichtungsdreieck der Fotografie verstanden hat, hat die Technik verstanden und kann sich auf die Bildgestaltung konzentrieren!
Schauen wir uns das Belichtungsdreieck in Einzelteilen an, um die Komplexität durchschaubar zu machen. Hat man die drei Einzelteile verstanden, ist das Belichtungsdreieck kein großes Ding mehr!
Es geht immer um Licht und die ausreichende Menge, damit der Bildsensor in der Kamera ein korrekt belichtetes Foto aufnehmen kann! Nehmen wir einmal an, dass wir mit dem vorhandenen Umgebungslicht auskommen und kein künstliches Licht haben, das wir in der Stärke einstellen könnten.
Als Erstes muss das Licht das Objektiv mit verschiedenen Linsen und der Blende passieren. Hier haben wir das erste Element, das die Menge des Lichts beeinflusst.
Die Blende
Die Blende ist flapsig gesagt der Türspalt, der die Menge des einfallenden Lichts bestimmt. Abgesehen davon, dass die Blende annähernd rund ist und ein Türspalt eckig, ist es die gleiche Funktion. Ist die Tür offen, fällt in ein dunkles Zimmer viel Tageslicht von draußen. Ist die Tür fast geschlossen, bleibt es bei einem Lichtstreifen und wenig Licht im Zimmer.
Genauso funktioniert die Blende in der Kamera. Man schließt ein Loch. In der Zeichnung ist das durchfallende Licht in Gelb dargestellt.
Die berechtigte Frage ist also, warum lässt man nicht immer die komplette Tür offen bzw. öffnet die Blende, damit so viel Licht wie möglich in die Kamera kommt?
Die Blende wirkt auf die Schärfentiefe. Je kleiner das Loch (je weniger Licht einfällt), desto mehr Schärfentiefe ist im Foto vorhanden. Daher wollen wir die Wahl, ob wir bei einem Porträt den kompletten Hintergrund unscharf haben oder bei der Landschaftsaufnahme so viel wie möglich vom Hintergrund (was ja Motiv ist) in scharf dargestellt bekommen.
Das ist die Funktion der Blende!
Und wer sich nun über die lustigen Zahlen wundert: Diese Blendenwerte kann man wunderbar berechnen und sich mit Wurzel 2 herumbalgen. Oder einfach akzeptieren, dass jeder Sprung beim Blendenwert eine Halbierung der Lichtmenge bedeutet.
Nachdem das Licht jetzt die Blende passiert hat, kommt das nächste „Hindernis“. Der Verschlussvorhang, der die Verschlusszeit steuert.
Die Verschlusszeit
Über die Verschlusszeit können wir festlegen, wie lange Licht auf unseren Sensor hinter dem Verschlussvorhang fällt. Um bei unserem Beispiel mit der Tür zu bleiben: wie lange die Tür geöffnet wird. Hier arbeiten wir beim Fotografieren oft mit sehr kurzen Zeiten. Eine Sekunde ist in der Fotografie bereits lang, ebenso 0,5 Sekunden oder 0,25 Sekunden.
Lassen wir also wenig Licht in unseren Raum (hier der Raum hinter dem Verschlussvorhang), dann bekommen wir mehr Licht einfach dadurch, dass wir das vorhandene Licht länger einfallen lassen. Wenn wir also doppelt so viel Licht benötigen, dann lassen wir die Tür anstelle von 0,25 Sekunden einfach 0,5 Sekunden geöffnet und schon haben wir die doppelte Lichtmenge.
Und hier wird dem Anfänger der nächste Knüppel zwischen die Beine geworfen. Die Zeiten werden in der Fotografie nicht mit Nachkommastellen angegeben, sondern mit Brüchen. Da bedankt sich jeder Anfänger! Aber man gewöhnt sich daran.
- 1 Sekunde = 1 Sekunde
- 0,5 Sekunden = 1/2
- 0,25 Sekunden = 1/4
- 0,125 Sekunden = 1/8
- 0,0625 Sekunden -> 0,0666 = 1/15 (das passt rechnerisch nicht, ist aber in der Fotografie üblich!)
- 0,03125 Sekunde -> 0,0333 = 1/30 (es ist wieder die Hälfte von 15)
- 0,015625 -> 0,01666 = 1/60
- 0,0078125 -> 0,008 = 1/125 (und auch hier haben wir einen kleinen Sprung, der aber danach einfach zu rechnen ist
- 0,00390625 -> 0,004 = 1/250
- 0,001953125 -> 0,002 = 1/500
- 0,0009765625 -> 0,0001 = 1/1000
Wenn man jetzt kurz darüber nachdenkt, sind Zeiten von 0,125 Sekunden ohnehin kaum vorstellbar. Wer einen Vergleich braucht – ein menschlicher Wimpernschlag benötigt durchschnittlich 0,15 Sekunden.
Daher sind die Brüche dann doch bequem. Und im Display wird der Bruch auch nicht angezeigt, sondern nur 125. Gemeint ist dann die Belichtungszeit von 1/125.
Wichtig zu wissen ist einfach, mit jedem Schritt halbieren wir die Lichtmenge.
Auch hier ist die logische Frage, warum den Verschluss nicht länger offenlassen, um mehr Licht zu bekommen. Die Antwort ist einfach: haben wir Elemente in unserem Motiv, die sich bewegen, werden diese dann in der Zeit, in der belichtet wird und die Bewegung stattfindet, unscharf abgebildet.
Das kann allerdings auch ein Gestaltungsmittel sein.
Nach der Blende kommt nun endlich der Sensor.
Die ISO-Zahlen und der Sensor
Die Sensibilität des Sensors können wir einstellen. Ist zu wenig Licht vorhanden, kann der Bildsensor sensibler geschaltet werden. Hier finden wir Zahlen, die sich verdoppeln. Aus 100 wird 200 wird 400 wird 800. Mit jeder Verdopplung verdoppeln wir die Lichtmenge.
Hier haben wir wieder das gleiche Spiel wie bei der Verschlusszeit und der Blende. Die Verdopplung bzw. Halbierung der Lichtmenge.
Das war es dann auch schon.
Auch hier die logische Frage: Warum nicht gleich von Anfang an eine hohe ISO-Zahl? Der Preis der Sensibilität ist das vermehrte Rauschen, welches irgendwann sehr deutlich auf dem Foto wahrnehmbar wird. Und je mehr Rauschen, desto weniger Schärfe.
Der Kompromiss in der Fotografie
Wir leben also in der Fotografie immer in dem Dilemma, dass wir uns für etwas entscheiden müssen! Ansonsten müssen wir künstliches Licht aufbauen, damit wir die Lichtmenge selbst regeln können.
Bildgestaltung und das Belichtungsdreieck
Da die Wahl der Belichtungszeit und des Blendenwerts unsere Bildgestaltung beeinflussen kann, hier ein Beispiel anhand des Belichtungsdreiecks, indem wir die Werte ändern, ohne dass die Lichtmenge für das Foto verändert wird.
Wir wollen unsere Blende 4 bestehen lassen, aber unsere Verschlusszeit verkürzen. In diesem Fall halbieren wir unsere Verschlusszeit von 1/30 auf 1/60.
Um die Blende belassen zu können, ändern wir den ISO-Wert – also wird dieser verdoppelt.
Wenn ein Wert kleiner wird, wird der zweite Wert größer.
Im Folgenden wollen wir für ein Porträt weniger Schärfentiefe. Wir gehen von Blende 4 auf Blende 1,4. Das sind drei Schritte. Unsere Verschlusszeit von 1/30 bleibt gleich. Somit wandert auch der ISO-Wert um drei Schritte nach links, und wir kommen von ISO 6.400 auf ISO 800.
Natürlich ist die Verschlusszeit von 1/30 Sekunde schwer zu halten. Wie wäre unser ISO-Wert, wenn wir von unseren Grundwerten Blende 4, 1/30 Sekunde, ISO 6.400 auf eine Blende 2 und eine Verschlusszeit von 1/60 wollten?
Einfach mal überlegen vor dem Weiterlesen!
Von Blende 4 auf Blende 2 haben wir zwei Stufen mehr Licht (also das 4-fache). Durch die Verkürzung der Belichtungszeit von 1/30 auf 1/60 haben wir wieder eine Stufe weniger Licht. Zum Ausgleich wird unser ISO-Wert nur eine Stufe höher und rutscht auf 3.200.