Psychologie in der Fotografie: Mere-Exposure-Effekt

Je öfter wir etwas sehen, desto mehr bevorzugen wir es (mögen es). Dies gilt mit der Einschränkung, dass wir es am Anfang emotional wenigstens als neutral angesehen haben.

Bei negativen Dingen verhält es sich im negativen genauso. Je häufiger wir etwas sehen, das wir nicht mögen, desto weniger mögen wir es!

Hier sprechen wir bei der Psychologie von dem Mere-Exposure-Effekt. Im Deutschen wird der Mere-Exposure-Effekt auch „Effekt des bloßen Kontakts“ genannt.

Wichtig dabei ist, dass dieser Effekt genauso bei unbewusster, also unterschwelliger Wahrnehmung eintritt. Das macht sich Werbung zunutze.

Der Effekt tritt sowohl beim Ansehen von Dingen (z.B. Konsumgegenständen) als auch Personen und Tieren auf.

Der Mere-Exposure-Effekt verändert bzw. besser gesagt verstärkt die Einstellung vom Betrachter.

Wie ist die Bedeutung für unsere Fotografie?

Viele porträtierte Menschen mögen das eigene Foto nicht. Zeigt man Ihnen dasselbe Foto in gespiegelter Version, mögen Sie diese auf einmal. Hier sehen wir den Mere-Exposure-Effekt in der Praxis.

Zeigt man dieses Porträtfoto Freunden und Familie der Person, bevorzugen diese das entstandene Foto, während die gespiegelte Version ihnen fremd ist.

Spannend wäre die Antwort auf die Frage, wann einem Fotomodell, das oft viele Fotos von sich sieht, dann die nicht gespiegelte Version besser oder gleich gut gefällt wie das Spiegelbild?

Wir können es also niemals allen als Fotograf recht machen.

Kritisch ist also, wenn wir ein Foto während dem Shooting dem Modell zeigen und diesem damit die Laune verderben. Und mit verdorbener Laune wird das weitere Shooting weniger erfolgreich! Daher sollte man da entweder sachte damit sein oder nur schnell zeigen.

Wer den Forschungsaufbau und die Forschungsergebnisse nachlesen möchte, findet die Studie von den Forschern Mita, T. H., Dermer, M., & Knight, J. (1977) unter der Bezeichung „Reversed facial images and the mere-exposure hypothesis.“ im „Journal of Personality and Social Psychology, 35(8), 597–601“ (https://doi.org/10.1037/0022-3514.35.8.597)

Warum wir unser Spiegelbild mögen und uns auf Fotos weniger

Durch den Gewöhnungseffekt, sprich dem Mere-Exposure-Effekt mögen wir unser Spiegelbild.

Wer sich fragt, warum wir anders auf der gespiegelten Version wirken, bekommt auch eine Antwort. Unser Gesicht ist mehr oder weniger symmetrisch. Bei einem Menschen mehr, beim anderen weniger.

Und diese geringen Asymmetrien mag man an seinem eigenen Abbild auf einem Foto (also ohne Spiegel) noch weniger, wenn diese ungewohnt (also nicht dem eigenen Spiegelbild entsprechend) einem vorgeführt werden. Man muss sich neu damit arrangieren.

Beim Spiegelbild hat man sich bereits daran gewöhnt.

Auch ist der Energieaufwand unseres Gehirns bei neuen bzw. unbekannten Dingen höher, was energetisch weniger bevorzugt ist. Das Gehirn möchte weniger Arbeit und bevorzugt Dinge, die es ihm leichter machen und Energie spart.

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