Belichtungszeit einstellen – Verschlusszeit
Abhängig vom Motiv kann die Voreinstellung der Belichtungszeit die erste Wahl sein. Möchte man schnelle Bewegungen auf dem Foto „einfrieren“, muss man eine kurze Belichtungszeit festlegen. Möchte man eine Bewegungsunschärfe von Lebewesen im Foto, wird man die Belichtungszeit entsprechend lange einstellen.
Die Angabe der Belichtungszeit erfolgt in Sekunden. Meistens wird man einen Bruchteil einer Sekunde haben, also mit Belichtungszeiten von 1/60 oder 1/200 Sekunde fotografieren.
Die Belichtungszeit ist für folgende drei Dinge wichtig:
- Die Belichtungszeit regelt, wie lange Licht auf den Bildsensor fällt, und somit ob ausreichend, zu viel oder zu wenig Licht für eine korrekt belichtete Aufnahme vorhanden ist.
- Je nach Belichtungszeit kann eine Aufnahme aus der Hand scharf oder verwackelt (unscharf) werden. Je länger die Belichtungszeit, umso größer die Gefahr.
- Die Belichtungszeit ist je nach Motiv für die Aussage des Bildes relevant (will ich bewegtes Wasser eingefroren oder fließend zeigen).
Scharfe Fotos durch korrekte Belichtungszeit
Durch die richtige Wahl der Belichtungszeit können scharfe Aufnahmen „aus der Hand“ geschossen werden (wir sprechen nicht von Aufnahmen mit einem Stativ). Da es uns als Menschen schwerfällt, eine Kamera vollständig ruhig zu halten, ist es notwendig, eine Belichtungszeit zu wählen, die unser Gewackel nivelliert, d. h. bei der das Bild schon im Kasten ist, bevor wir es verwackeln können.
Belichtungszeit = Kehrwert der Brennweite. Beispiel: 50 mm Brennweite, mindestens 1/50 s
Hierbei gilt als Faustregel (ohne Bildstabilisator), dass die Belichtungszeit mindestens dem Kehrwert der Brennweite entsprechen soll. Wurde eine Brennweite von 50 mm gewählt, sollte die Belichtungszeit mindestens 1/50 Sekunde betragen. Wird eine Brennweite von 200 mm genutzt, sollte als Belichtungszeit also mindestens 1/200 Sekunde eingestellt werden.
Diese Regel gilt für Fotomotive (Objekte), die sich nicht bewegen (oder nur wenig).
Ist ein Bildstabilisator vorhanden (und aktiv), so hat man in etwa zwei bis drei Blendenstufen (siehe Kapitel Blende) mehr Puffer. In Zeit ausgedrückt: Fotografiere ich mit einem 200 mm-Objektiv, würde ich ohne Bildstabilisator 1/200 s benötigen; mit Bildstabilisator kann man zwei Blendenstufen herunterrechnen (Vorgriff auf das Kapitel 'Blende': jeweils eine Blendenstufe halbiert die Zeit): es sind dann also scharfe Aufnahmen mit einer Belichtungszeit von 1/200 × 1/2 × 1/2 = 1/50 s bei einer Brennweite von 200 mm noch möglich.
Die Belichtungszeit beeinflusst Lichtmenge und Bewegungsunschärfe
Die folgende Abbildung ist bewusst ohne Zahlenwerte, da diese abhängig sind vom Umgebungslicht und der Bewegungsgeschwindigkeit!
Als Übersicht eine Tabelle der vorhandenen Belichtungszeiten im Vergleich mit ganzen, ⅓- und ½ Belichtungsschritten:
Ganze Belichtungsschritte |
⅓ Belichtungsschritte |
½ Belichtungsschritte |
---|---|---|
4" | 4" | 4" |
3"2 | ||
3" | ||
2"5 | ||
2" | 2" | 2" |
1"6 | ||
1"5 | ||
1"3 | ||
1" | 1" | 1" |
0"8 | ||
0"7 | ||
0"6 | ||
0"5 | 0"5 | 0"5 |
0"4 | ||
0"3 | ||
0"3 | ||
1/4 | 1/4 | 1/4 |
1/5 | ||
1/6 | ||
1/6 | ||
1/8 | 1/8 | 1/8 |
1/10 | ||
1/10 | ||
1/13 | ||
1/15 | 1/15 | 1/15 |
1/20 | ||
1/20 | ||
1/25 | ||
1/30 | 1/30 | 1/30 |
1/40 | ||
1/45 | ||
1/50 | ||
1/60 | 1/60 | 1/60 |
1/80 | ||
1/90 | ||
1/100 | ||
1/125 | 1/125 | 1/125 |
1/160 | ||
1/180 | ||
1/200 | ||
1/250 | 1/250 | 1/250 |
Verschlusszeiten für bewegte Objekte
Schnelle Bewegung durch kurze Belichtungszeit einfrieren
Kurzformel: Geschwindigkeit des Objekts + Bewegungsrichtung + Abstand
Möchte ich bewegte Objekte fotografieren, dann sollte ich die Geschwindigkeit der Bewegung der zu fotografierenden Objekte, die Bewegungsrichtung und den Abstand zum Objekt berücksichtigen (was für ein Satz).
Beispielsweise kann beim Tennisaufschlag der Ball eine Geschwindigkeit von 249,4 km/h erhalten (ist der Rekord eines Weltranglistentennisspielers).
Für diese hohe Geschwindigkeit beim Tennis benötige ich dann eine Verschlusszeit von ca.
Bewegung in Relation zur Kamera | Verschlusszeit |
---|---|
durch Bildfeld (90° zur Kamera) | 1/5000 s |
diagonal (45° zur Kamera) | 1/2500 s |
Richtung Kamera | 1/1250 s |
Tabelle: Verschlusszeiten bei 250 km/h
Aber selbst bei Joggern benötigt man schon kürzere Verschlusszeiten als bei ruhenden Fotomotiven.
Für extrem lange und sehr kurze Belichtungszeiten gibt es auch Bezeichnungen:
Bei Werten kürzer als 1/5000 Sekunde spricht man von Kurzzeitfotografie.
Bei Werten länger als fünf Sekunden spricht man von Langzeitbelichtung.
Bildaussage über Belichtungszeit
Über die Verschlusszeit, und damit Belichtungszeit, können Bewegungen eingefroren oder die Bewegung anhand von Unschärfe (im folgenden Bild das Fließen des Wassers) gezeigt werden. Hier bietet sich als Beispiel Wasser an.
Unschärfe kann auch als Bewegungsunschärfe genutzt werden und somit kann Dynamik ins Foto gebracht und Bewegungen aufgezeigt werden (und manchmal dient es einfach zum Anonymisieren von Personen). In der folgenden Aufnahme war die Belichtung 0,5 Sekunden. In dieser Zeit bewegt sich eine Person auf einer Rolltreppe weiter und es entstehen Schlieren.
Schwerpunkt Belichtungszeit an der Kamera einstellen
Wenn für das Fotomotiv also die Belichtungszeit ausschlaggebend ist (weil man eine Bewegung z. B. einfrieren möchte), dann sollte man an der Kamera die Belichtungszeit festlegen.
Bei Canon wird das Auswahlrad auf Tv (Blendenautomatik) gestellt. Man kann nun selbst die Verschlusszeit wählen. Die für diese Lichtsituation bzw. Belichtungszeit passende Blende wird von der Kamera automatisch berechnet und genutzt.
Lichtmenge über Belichtungszeit regeln
In Kombination aus der Blende (wie viel Licht gleichzeitig einfallen kann) und der Belichtungszeit (wie lange Licht einfallen kann) wird die „Menge an Licht“ geregelt. Im nächsten Kapitel geht es um die Blende.
Für ein korrekt belichtetes Bild ist eine gewisse Menge an Licht notwendig (siehe Kapitel „Richtig belichtetes Bild“).
Autor: Axel Pratzner