Kamera Fokus verstehen und scharfe Fotos bekommen durch Autofokus AF-S, AF-C und M

Schärfe auf gewünschten Bildbereich platzieren – Fokuspunkt festlegen

scharfe Fotos bekommen durch Autofokus AF-S, AF-C und Verständnis von Fokusfeldern

Um gezielt scharfe Fotos zu bekommen, müssen wir der Kamera sagen, wo diese scharf stellen soll. Aber holen wir mit der Erklärung ein wenig aus, um überhaupt verstehen zu können, warum eine Kamera nicht alles von vorn bis hinten scharf darstellen kann.

Unsere Schärfe ist physikalisch begrenzt! Wenn wir durch eine Linse (Objektiv eines Fotos) auf einen Gegenstand schauen, ist ab einer gewissen Distanz davor und dahinter es sehr deutlich unscharf.

In Wirklichkeit gibt es nur eine einzige Schärfeebene. Alle Punkte davor und dahinter sind mehr oder weniger scharf. Je weiter die Punkte von der Schärfeebene sich entfernt befinden, desto unschärfer sind diese:

Hier spielen verschiedene technische Aspekte wie die verwendete Größe der Blendenöffnung und die Größe des Bildsensors eine Rolle. Nutzen wir ein Handy, haben wir eine größere Schärfentiefe wie mit einer Kamera. Aber auch beim Handyfoto sollten wir tunlichst auf das gewünschte Objekt scharf stellen oder in der Sprache der Fotografen „fokussieren“.

Zerstreuungskreis und Schärfenebene
Zerstreuungskreis und Schärfenebene

Fokussieren mit Kameraautomatik

Moderne Kameras verfügen über sehr viel Technik. So gibt es bereits Augen-Erkennungs-Autofokussysteme (eng. Eye-Detect-AF), denen meine Priorität auf das linke oder rechte Auge oder auf das Auge, das sich näher zur Kamera befindet. Das sind zwar schöne Dinge, aber was passiert, wenn sich mehr als 1 Paar Augen auf dem Foto befinden? Man findet das unter Gesichtserkennung in den meisten Handbüchern der Kameras.

Diese Autofokus-Möglichkeiten haben durchaus ihren Reiz und können in bestimmten Situationen hilfreich sein. So beispielsweise bei der Tierfotografie – je nach Tier sind da schnelle und teilweise unvorhersehbare Bewegungen des Gesichts und der Augen normal. Trotzdem muss man als Einsteiger in die Fotografie im ersten Schritt selbst gezielt scharf stellen können, damit man für jede Situation gewappnet ist.

Warum funktioniert das mit unserem menschlichen Auge so gut?

Auch unser menschliches Auge verfügt nur über einen sehr kleinen Bereich, in dem es wirklich scharf sieht. Einfach einmal unter Sehgrube (Fovea centralis) in Wikipedia nachschlagen. Hier haben Menschen die größte Sehschärfe.

Nur durch unsere Körper-, Kopf- und Augenbewegungen sehen wir alles Scharf bzw. unser Gehirn gaukelt uns vor, dass wir alles scharf sehen.

Aber zurück zum Fotografieren.

Automatischer Fokus – Fokuspunkt wählen und Kamera scharf stellen lassen

Der perfekte Fokusmodus zum richtigen Fokussieren ist anhängig von dem Bereich der Fotografie. Beim Fokussieren bei einem Porträt wird man anderes vorgehen als bei einem Sportevent.

Schauen wir uns als erstes das Fokussieren bei einem Porträt am – der Fokusmodus AF-S. AF-S steht für „Autofokus single“ und hat die Bedeutung von „Einzelautofokus“. Wir legen also einen einzelnen Fokuspunkt fest, der sich während dem Fotografieren auch nicht schnell ändert.

Je nach Kamera erhalten wir im Kamerasucher die möglichen Fokuspunkte eingeblendet. Im Folgenden Beispiel haben wir „nur“ 9 mögliche Fokuspunkte. Die Anzahl der Fokuspunkte ist abhängig von der Kamera und von 9 Fokuspunkte bis zu über 1000 Stück reichen.

Fokuspunkte im Kamerasucher
Fokuspunkte im Kamerasucher

Wichtig ist, dass wir der Kamera im Vorfeld sagen, dass wir den AF-S Modus nutzen möchten und keine Automatik, dass die Kamera selbst beschließt, auf was scharf gestellt werden soll.

Vorgehensweise für das Setzen des Fokus mit AF-S (Canon: OneShot, Nikon: AF-S)

Im ersten Schritt wählen wir den gewünschten Fokuspunkt, der sich am nächsten zum gewünschten Punkt der maximalen Schärfe befindet. Was für ein Satz. Im Klartext: mache ich ein Porträt, möchte ich, dass das der Kamera zu gewendete Auge scharf abgebildet wird.

Autofokus und Porträt: Fokusfeld auf Auge setzen
Autofokus und Porträt: Fokusfeld auf Auge setzen

1. Also wird der Schärfepunkt gewählt, der auf dem Auge sitzt.

Gezielte Wahl des Fokusfeldes beim Auge
Gezielte Wahl des Fokusfeldes beim Auge

Drücken wir nun den Auslöser leicht (erster Druckpunkt) stellt die Kamera auf diesen Punkt scharf. Sie misst den Abstand zum Objekt. Hat die Kamera scharf gestellt, erhält man eine Piepton (sofern nicht im Menü deaktiviert) und im Display sieht man z.B. beim Canon einen Punkt entsprechend eingefärbt.

Nach halb durchdrücken des Auslösers wir scharf gestellt
Nach halb durchdrücken des Auslösers wir scharf gestellt

Je nach Einstellung des Menüs löst die Kamera auch nur dann aus und macht ein Foto, wenn diese scharf gestellt hat. Wir können dann auch weiter den Auslöser drücken und bekommen unser Foto.

Schauen wir uns das Beispielfoto genau an, sehen wir, dass sowohl das andere Auge als auch der Mund unscharf sind. Wir haben hier also eine sehr geringe Tiefenschärfe. Wie scharf das Foto ist, sieht man sehr gut an dem sich eingeschlichenen Fussel auf der rechten Nasenhälfte! Zur Tiefenschärfe gibt es ein eigenes Kapitel.

Schärfenunterschied zwischen Augen bei Porträtfotografie
Schärfenunterschied zwischen Augen bei Porträtfotografie

Diesen Vorgang muss man üben und testen!

Wo kann man den AF-Modus einschalten?

Eine Frage ohne allgemein richtige Antwort! Je nach Kameramodell ist im Menü, am Objektiv oder am Kamerabody eine Umschaltmöglichkeit. Daher schauen oder zur Not das Kamerahandbuch zurate ziehen!

Für die Einstellung der Art der Fokussierung findet sich die Beschriftung: M und AF bzw. AF-S, AF-C und AF-A.

Keinen Fokuspunkt an der gewünschten Stelle – Kamera verschwenken

Haben wir nun keine von der Kamera vorgegebenen Fokuspunkt an der Stelle, die wir gerne hätten, müssen wir die Kamera verschwenken. Beim Verschwenken der Kamera gehen wir mit dem nächstgelegenen Fokuspunkt auf die gewünschte Stelle (Auge im Porträt) und drücken den Auslöser halb durch, bis dieser Scharf stellt. Jetzt müssen wir den Auslöser halb gedrückt halten und schwenken zum gewünschten Bildausschnitt. Hier besteht bei großem Schwenk immer die Gefahr, dass wir uns dem beabsichtigen Schärfepunkt herausbewegen. Daher das auf jeden Fall üben.

Fokussierfehler beim Schwenken

Beim Verschwenken der Kamera muss man darauf achten, dass wir uns nicht zu stark aus dem Schärfepunkt durch das Schwenken bewegen. In der folgenden Skizze sieht man, dass der scharf gestellte Punkt (das X in der Skizze) sich leicht aus der Schärfeebene bewegt, wenn wir die Kamera bewegen. Wie stark die Differenz wird, ist anhängig, wie weit das Motiv entfernt ist. Ist das Motiv nahe, wird es schnell zu einem Problem von der Schärfe. Ist das Motiv weit entfernt, ist das Problem nur marginal.

Problem beim Verschwenken der Kamera um den Schärfepunkt festzulegen
Problem beim Verschwenken der Kamera um den Schärfepunkt festzulegen!
Grüner Bereich ist beim Fokussieren – Gelber Bereich nach dem Schwenken der Kamera.
Das Objekt liegt nicht mehr in der Schärfeebene

Unschärfe durch Zögern! Vertraue dem Autofokus deiner Kamera!

Hier muss man Vertrauen in die Technik aufbauen. Ist die Zeitspanne zwischen Scharfstellen (halb durchdrücken des Auslösers) und dem Auslösen selbst zu lange, haben sowohl Fotograf als auch Model die Möglichkeit durch leichte Bewegungen sich aus dem perfekten Schärfepunkt herauszubewegen.

Daher einfach nach dem Scharfstellen der Kamera auch zeitnah den Auslöser durchdrücken (und dabei nicht zu heftig drücken, sonst verreißt man das Foto – sprich es wird unscharf durch verwackeln!).

Der AF-S Modus ist die richtige Wahl für: Porträt, Landschaft, Stillleben, Architektur

AF-C – (Kontinuierlicher Autofokus) (Canon: AI Fokus, Nikon: AF)

Was ist AF-C?

Dieser Autofokus Modus AF-C arbeitet nach dem ersten Festlegen einer gewünschten Stelle kontinuierlich (daher das „c“ für englische „continuous“) weiter und verfolgt das Motiv. Das funktioniert je nach Kamera sehr gut bei gradliniger Bewegung (Rennsport) und je nach Kamera auch sehr gut bei Bewegungsänderungen (Tiere etc.). Der AF-C wird auch Nachführ-Autofokus genannt.

Der AF-C Modus ist die richtige Wahl für: Actionfotografie, Sportfotografie und Tierfotografie (alles mit Bewegung)

AF-A – wie Automatik

Der automatische Modus „Autofokus automatic“ analyisiert das Motiv und stellt zwischen AF-S und AF-C selbstständig um.

Manueller Fokus (Modus M)

Komplett manuelles Fokussieren kann bei bestimmten Gelegenheiten sinnvoll sein. Hier bietet sich die Makrofotografie an um die Schärfe manuell einzustellen. Spätestens bei Nachtaufnahmen (siehe Lightpainting-Kapitel) wird das manuelle Fokussieren zwingend notwendig!

Der manuelle Modus ist die richtige Wahl für: Nachtaufnahmen, Makrofotografie und Lightpainting

TIPP: Autofokus reibungslos

Je lichtstärker das Objektiv ist, desto besser funktioniert das automatische Fokussieren. Arbeitet man mit dem Kit-Objektiv und hat nur einen Blendenwert von F 5,6 oder schlechter, wird es in vielen Situationen mit automatischem Fokussieren bereits schwierig!

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