Wieviel Blitzleistung notwendig bzw. sinnvoll ist
Es kann ein Zuviel und ein Zuwenig an Blitzleistung vorhanden sein! Je nach Anwendungsfall. Aber schauen wir uns erst die Grundlagen und Zahlen für Blitzleistung an.
Hier stolpern wir sehr schnell über unterschiedliche Leistungsangaben. Bei Aufsteckblitzen (Systemblitzen) wird die Leistung üblicherweise als Leitzahl (LZ) angegeben. Diese Leitzahl macht eine Aussage über die Reichweite des Blitzes. Das funktioniert bei einem Aufsteckblitz gut, da hier i.d.R. der verwendete Reflektor nicht geändert wird (bzw. nur vom Hersteller gegebenen Größen). Im Gegensatz zu einem Studioblitz, mit dem wir verschiedene Reflektoren und Lichtformer einsetzen können bzw. müssen. Der Studioblitzkopf kommt ohne Reflektor und wird in dieser Form nicht direkt eingesetzt, sondern es wird immer ein Lichtformer davor gepackt. Daher ist eine Angabe in Form einer Leitzahl für Studioblitze nicht sinnvoll. Bei Studioblitze wird die Leistung in Wattsekunden angegeben.
Leistungswerte/Leitzahl bei Aufsteckblitze
Die Leitzahl gibt die Reichweite des Blitzes an, was von den Herstellern meistens für den ISO-Wert 100 angegeben wird.
Die Berechnung lautet:
Leitzahl (LZ) = Entfernung * Blendenwert
Haben wir also einen Aufsteckblitz mit der Leitzahl 60 bei verwendeter Blendenzahl f 2,8 sieht nach Umstellung der Form unsere Werte so aus:
Entfernung = Leitzahl / Blendenwert = 60 / 2,8 = 21,4 Meter
Einige Hersteller geben auch die Ws bei Aufsteckblitzen an. So haben wir für den obigen Aufsteckblitz 80 Ws. Für viele Aufsteckblitze (je nach Leitzahl) haben wir Werte von 40 bis 70 Ws. Diese Zahlen als Vergleichswerte für die Studioblitze. Allerdings mit Vorbehalt, da das Konzept der Leitzahl die Reichweite des Blitzes abhängig auch von der Reflektorstellung angibt und bei Studioblitzen durch die Wattsekunden die potenzielle maximale Lichtleistung angegeben wird.
Leistungswerte bei Studioblitze
Übliche Leistungswerte bei Studioblitze sind z.B. 100 Ws, 200 Ws, 400 Ws, 600 Ws. Wir können auch deutlich stärkere und schwächere Geräte kaufen.
Nehmen wir einen Studioblitz mit 400 Ws. Die Einheit Ws steht für Wattsekunden. Bei 400 Wattsekunden stehen uns also 400 Ws zur Verfügung, wenn wir den Blitzkopf auf Maximalbetrieb fahren.
Eine Verdopplung der Energie (Wz) führt zur Erhöhung der Lichtleistung um 1 Blendenstufe!
Benötigte Leistung eines Blitzes
Bisher haben wir nur Werte aber nicht wirklich einen Einblick, was wir für eine Blitzleistung für unsere Fotografie wirklich benötigen!
Fotografieren im Studio mit einem Blendenwert 8 und einem großen Lichtformer, benötigen wir entsprechend Leistung, wenn wir mit einem ISO-Wert von 100 fotografieren wollen. Hier freut man sich über 400 Ws oder auch 600 Ws (bei einem sehr großen Lichtformer).
Allerdings wollen wir unser Porträt beispielsweise mit einer Offenblende von f 1,4 für das Spiel mit der Schärfentiefe fotografieren. Jetzt müssen wir die Blitzleistung nach unten regeln. Hier haben wir entweder Zahlen zum Herunterregeln (je nach Blitzhersteller fangen diese z.B. bei 9 an). Regeln wir um 1 nach unten, verringern wir i.d.R. um eine Belichtungsstufe nach unten. Teilweise wird aber auch mit Brüchen gearbeitet. Hier regeln wir dann auf 1/2, 1/4 oder 1/8 oder bis zu 1/128 (was minimal geht, ist wieder abhängig vom Hersteller) herunter. Wobei auch hier es sich um Belichtungsstufen handelt. Zur Erinnerung: Bei der Verringerung um eine Belichtungsstufe halbieren wir die Lichtmenge. So kommt die Logik der Brüche zustande.
Allerdings können wir die Blitzleistung nur um einen vom Hersteller bestimmten Maß nach unten regeln. Und jetzt kann die niedrigste Blitzleistung noch zu viel Licht für unsere Situation erzeugen! Wir könnten noch den Abstand vom Blitz verändern – allerdings verändern wir damit auch den Bildeindruck (siehe Lichtcharakteristik). Auch könnte man wieder Neutraldichtefilter (Graufilter z.B. ND8, der 3 Belichtungsstufen wegnimmt) vor das Objektiv schrauben. Aber besser alles einfach halten, dann ist das Ergebnis auch besser abschätzbar. Aber ein Lösungsweg – mehr über Graufilter im Kapitel über Graufilter.
Für Porträt im Studio reichen kleinere Leistungswerte (Ws), besonders wenn man gerne mit geringer Schärfentiefe arbeitet. Sobald man allerdings mit größeren Blendenwerten arbeitet möchte und den ISO-Wert klein halten möchte, benötigen wir mehr Blitzleistung.
Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Zeitspanne, bis der Blitz nach dem Abfeuern wieder zur Verfügung steht. Nutzen wir einen Blitz nur mit einem Bruchteil seiner Leistung, steht dieser für das nächsten Foto schneller wieder zur Verfügung. Haben wir zu wenig Blitzleistung und müssen von unserem Blitz die maximale Blitzleistung abrufen, verlängert sich die Zeit, bis der Blitz wieder zur Verfügung steht.