Funktionsweise Nodalpunkt

Zum Verständnis des Nodalpunktes probieren Sie einmal selber aus, Kamera zu sein. Wenn Sie den Arm ausstrecken und den Daumen nach oben halten (wie beim Trampen), und dann mit einem Auge (das andere schließen) eine Gerade (z.B. Hauswand) in weiterer Entfernung über den Daumen anpeilen, sollten diese zwei Linien deckungsgleich sein.
Drehen Sie nun den Kopf – der Daumen wird sich von der Linie wegbewegen. Die Drehachse des menschlichen Kopfs stellt nicht den Nodalpunkt dar. Wenn Sie den Kopf nach vorne strecken und dann drehen, werden Sie feststellen, dass die Daumen-Hauswand-Linie sich noch schneller auseinander bewegt. Also ist diese Position noch weiter entfernt vom Nodalpunkt.
Legen Sie bitte den Kopf zurück und drehen dann den Kopf und beobachten beide Linien. Jetzt sollte der Unterschied bei der Daumen-Hauswand-Linie beim Drehen des Kopfes geringer ausfallen. Es ist immer noch nicht der Nodalpunkt erreicht, aber es geht in die richtige Richtung.

Was beim Menschen gewollt ist (dadurch entsteht räumliches Sehen) ist beim Erstellen von Panoramafotos unerwünscht. Sie müssen die Kamera um 360 Grad drehen, um ein komplettes Panoramafoto zu erstellen. Dabei sollten aber Vordergrund und Hintergrund nicht „wild herumspringen“, sondern bei jedem Foto deckungsgleich sein.

Bei Landschaftsaufnahmen, wenn alles nur in weiter Ferne ist, stellt das ein kleines Problem dar. Sobald sich aber im Vordergrund Gegenstände befinden, und ein Hintergrund vorhanden ist, muss der Nodalpunkt für die verwendete Kombination von Kamera und Objektiv gefunden (und auch beibehalten) werden. Dabei bieten sich Festbrennweiten an, da auch die Brennweite den Nodalpunkt beeinflusst.

Für das einfache Einstellen und die Durchführung gibt es den Nodalpunktadapter. Solche Adapter kann man sich kaufen oder auch selber bauen.

Der Nodalpunktadapter

Der Nodalpunkt wird benötigt, damit bei Panoramaaufnahmen bzw. bei 360-Grad-Kugelbildern keine „Geisterbilder“ durch das Drehen der Kamera entstehen.

Funktionsweise Nodalpunkt und Probleme bei falscher Wahl des Drehpunktes
Funktionsweise Nodalpunkt und Probleme bei falscher Wahl des Drehpunktes

Der Nodalpunkt ist also exakt der Drehpunkt, der Vordergrundobjekte im gleichen Verhältnis wie Hintergrundobjekte belässt, wenn die Kamera um diesen Punkt gedreht wird! An einem Beispiel wird es verständlich: Wir haben eine vertikale Linie im Vordergrund (z.B. Laternenpfosten) und eine vertikale Linie im Hintergrund (z.B. eine Hauskante) und auf dem ersten Foto liegen beide exakt deckungsgleich hintereinander wie in der Beispielskizze unter A die rote und grüne Säule. Diese Linien sollten auch weiterhin exakt hintereinanderliegen, wenn die Kamera gedreht wird wie in der Beispielskizze unter C. Dies ist dann der Fall, wenn die Kamera sich um den Nodalpunkt dreht. In der Beispielskizze sehen wir die Deckungsgleichheit nur in C. Bei A wurde die Kamera gedreht, aber nicht um den Nodalpunkt. Bei B dreht sich der Fotograf - es gibt noch eine größere Abweichung von Vorder- und Hintergrund. Somit ist Vorder- und Hintergrund nicht mehr deckungsgleich und das Verrechnen für das Panoramafoto wird nicht zufriedenstellend funktionieren!

Für ein Panoramafoto werden später mehrere Einzelfotos aufgenommen. Dabei wird die Kamera um den Nodalpunkt um 360 Grad geschwenkt. Über Software, sogenannte Stitching-Software (engl. „nähen“) werden die Teilbilder anhand der überlappenden Kanten und Linien automatisch zu einem Panoramafoto zusammengerechnet. Dabei ist wichtig, dass während des Fotografierens bei jedem Teilbild eine ausreichende Überlappung aufgenommen wird.

Während der Aufnahme können dem Fotografen zahlreiche Fehler unterlaufen, die dem fertigen Panorama Bildfehler bescheren, bzw. es unmöglich für eine Software machen, die Bilder zu einem Panoramafoto zusammenzurechnen - dazu später mehr.

Wichtig: das Gewinde für die Stativbefestigung der Kamera entspricht normalerweise nicht dem Nodalpunkt! Der Nodalpunkt ist bei jeder Kamera abhängig vom Objektiv und liegt je nach verwendeter Brennweite auf einem anderen Punkt. Daher wird der Nodalpunktadapter benötigt, anhand dessen man den Nodalpunkt (sprich den idealen Drehpunkt) für die jeweilige Kamera/Objektivkombination einstellen kann.

Für ein horizontales 360-Grad-Panoramafoto, das nicht die komplette Höhe bietet, kann eine Schnellwechselplatte mit verstellbarem Abstand genutzt werden. Sofern man bereits ein Stativ mit entsprechender Schnellwechselplattenvorrichtung (was für ein Wort - sehr viele Punkte bei Scrabble) besitzt, ist das eine günstige Variante von rund 15 Euro zum Spielen.

Zum Finden des Nodalpunktes befestigen Sie die Kamera auf der verstellbaren Schiene und aktivieren den Live-View (eine Live-View-Funktion haben die meisten Kameras). Die Brennweite darf nicht mehr verstellt werden – ideal sind daher Festbrennweiten. Um die Anzahl der benötigten Fotos gering zu halten, nutzen Sie bitte kleine Brennweiten wie z.B. 28mm oder besser 8mm. Nun suchen Sie sich zwei Linien – eine im Vordergrund und eine im Hintergrund und platzieren die Kamera so, dass die Linien deckungsgleich sind. Nun müssen Sie solange den verwendeten Abstand der Schiene verändern, bis die zwei Linien auch beim Schwenken der Kamera deckungsgleich bleiben. Ist das der Fall, haben Sie den Nodalpunkt für diese Kamera mit exakt diesem Objektiv mit exakt dieser Brennweite gefunden!

Komfortabler sind Nodalpunktadapter. Nodalpunktadapter gibt es von verschiedenen Herstellern und können auch per Eigenbau angefertigt werden. Der Nodalpunktadapter ist in Form eines ‚L‘ aufgebaut. Wenn 360-Grad-Kugelbilder erstellt werden sollen, gibt es noch einen Auslegearm, damit die Kamera nicht nur in der Horizontalen, sondern auch in der Vertikalen um den Nodalpunkt geschwenkt werden kann. Wenn Sie selber einen Nodalpunktadapter bauen möchten, sehen Sie sich einmal die Seite http://www.langebilder.de/nodalpunktadapter.html an.

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