Bildanalyse: Akt vor Mauerwerk
Warum dieses Foto meines Erachtens nach funktioniert ?
Bei diesem sehr klassischen Akt treffen runde weiche Formen auf harte kantige Formen. Durch die Umsetzung auf schwarz-weiß wird das Augenmerk auf die Formen und Linien gelenkt. Dieser Widerspruch von rund und kantig wird zur Steigerung der Aussage genutzt. Runde Körperformen stehen für ruhig und weich, als weiblich und elegant. Die harten Formen im Umfeld (egal ob es sich um Mauerwerk oder Felsen handelt) stehen für Härte, Aggressivität und Männlichkeit.
Durch die Gegensätze, die bei unserer Aktaufnahme durch die weiblichen Rundungen überwogen werden, entsteht ein harmonisches Foto.
Hart und weich – eine gute Kombination für Akt
Die harten Formen durch die Ziegelwand werden noch verstärkt, da diese nahezu horizontal laufen. Die Unregelmäßigkeiten durch das alte Mauerwerk machen das Foto noch interessanter.
Blickführung durch Linien:
Wenn der Blick von Links (normale Leserichtung) kommt, leiten die horizontal ausgerichteten Unterarme den Blick weiter, der auf den Schatten trifft. Hier wird der Blick durch das im Schatten entstehende Dreieck der Unter- und Oberarme nach unten über den im Schatten gut sichtbaren Brustbereich weiter über den Bauch und den nach links laufenden Schenkel zurückgelenkt. Der Betrachter ist im Bild „gefangen“. Durch die Rundung vom Gesäß wird der Blick wieder nach oben geleitet und über den Arm wieder zum Schatten.
Die harten Schatten werden intensiver durch eine leichte Anhebung in der Gradationskurve im hellen Bereich und der Senkung im dunklen Bereich hervorgehoben.
Lichtaufbau für dieses Foto
Für dieses Foto wurde nur eine Lichtquelle verwendet. Dabei ist wichtig, dass es sich um eine kleine punktförmige Lichtquelle handelt. Je kleiner eine Lichtquelle ist, desto härter ist das Licht und die Kanten im Schatten. Entspricht die Härte im Licht noch nicht der gewünschten Härte, kann die Lichtquelle einfach vom Motiv weiter entfernt aufgestellt werden.
Im Beispiel wurde kein Blitzlicht, sondern ein Permanentlicht genutzt. Dabei haben wir den Vorteil, dass der Schattenwurf exakt sichtbar ist. Durch den Rückenakt haben wir auch keine sichtbaren Augen, die bei Permanentlicht immer mit sehr kleine Pupillen reagieren würden.
Schwierigkeitsgrad des Fotos
Durch die Ausrichtung von Model (Arme und Schwung in der Hüfte) zur Wand und zum Schatten ist dieses Foto in der Kategorie „anspruchsvoll“ anzusiedeln. Der Lerneffekt aber ist sehr groß, wobei dafür ein geduldiges Model sehr hilfreich ist, dass auch unbequeme Posen halten kann.
Auch birgt eine „frontale“ Pose (in diesem Fall ist die Front der komplette Rücken) die Gefahr, dass ein schlankes Model nicht mehr schlank aussieht. Daher ist der Hüftschwung und der Bildschnitt sehr wichtig.
Eine Nachbearbeitung in der Bildbearbeitung ist notwendig, um die Schatten und Kontraste anzupassen.