Mit Licht gestalten in der Fotografie
Licht als Grundvoraussetzung der Fotografie und als Gestaltungsmittel

Ohne Licht ist Fotografie schwer vorstellbar. Allerdings hilft das Verständnis von Licht um Licht (und vor allem Schatten) wirklich als Gestaltungsmittel einzusetzen.
Licht hat folgende wichtige Eigenschaften:
- Helligkeit / Helligkeitsverteilung
- Richtung (woher kommt das Licht)
- Gerichtetheit (haben wir weiches oder hartes Licht)
- Lichtfarbe
Die Helligkeit und die wirkliche Bedeutung als Gestaltungsmittel
Unser Auge stellt sich schnell auf verschiedene Helligkeiten von Licht um. Auch bei unserer Kamera können wir anhand des Blendenwerts die Menge an Licht festlegen, die wir in die Kamera hineinlassen. Allerdings ist bei unserem Thema „mit Licht gestalten“ nicht die Helligkeit im Allgemeinen sondern die Helligkeitsverteilung innerhalb unseres Fotos gemeint.
Als Fotograf fällt einem in diesem Bezug zum Thema Bildgestaltung als erstes die Schärfentiefe ein. Ganz klar, dass es sich dabei auch um ein Gestaltungsmittel handelt.
Allerdings ist das wirkliche Gestaltungsmittel die hellen und dunklen Bereiche. Extrem wichtig ist, dass man versteht, dass wir als Menschen viel stärker auf helle Bereiche unsere Aufmerksamkeit legen und Inhalte in dunklen Bildbereichen bestenfalls erst auf den zweiten Blick wahrgenommen werden.
Daher ist es wichtig, mit der Verteilung von Licht entsprechend der Bildaussage zu jonglieren. Für die Bildaussage wichtige Bildbereiche müssen i.d.R. im Hellen sein, damit die Aufmerksamkeit des Betrachters „eingefangen“ wird. Unwichtige Bildteile können in dunklen Bildbereichen verschwinden und unerwünschte Inhalte sollten in dunklen Bildbereichen „untertauchen“.
Das Fachwort dazu ist Lichtführung. Wir führen den Blick des Betrachters anhand der Lichtsetzung (Hell-Dunkel) im Sinne unserer Bildaussage.
Somit unterstützen bestimmte Lichtsetzungen (bzw. in der Welt ohne Dauerlicht und Blitze dann Lichtführung) unser Foto oder machen unser Foto belanglos, weil der Betrachter nicht weiß, was hier wichtig ist.
Kurz gesagt: Licht muss da sein, wo unser Motiv ist. Schatten ist dort, wo kein Motiv in unserem Foto ist!
Aufgabe: Schauen Sie sich die alten Meister der Fotografie und deren Fotos an. Untersuchen Sie diese Fotos in Bezug auf Lichtführung. Auch bei dem Maler Michelangelo Merisi da Caravaggios besonders gut zu sehen. Dazu einfach in Google in der Bildersuche https://www.google.com/search?q=michelangelo+caravaggio+bilder .
Die Richtung des Lichts
Die Richtung des Lichts ergibt sich aus dem Standpunkt der Kamera zum Motiv und der Lichtquelle. Diese Positionen kann der Fotograf durch die Wahl des Standpunktes beeinflussen.
Befindet sich das Licht direkt hinter dem Fotografen, spricht man „Mitlicht“ und bei der Lichtsetzung von Dauerlicht bzw. Blitzlicht (künstlichem Licht) von frontalem Licht bzw. hochfrontalem Licht.
Das ist ein typisches (und furchtbares) Licht, wenn der Blitz direkt auf der Kamera angebracht ist. Je höher die Lichtquelle ist, desto natürlicher wird es. Hat der Fotograf die Sonne direkt hinter sich (also im Rücken), haben wir genau dieses Mitlicht.
Wir haben keine besonderen Schatten. Die Flächen wirken fast langweilig und steril. Das kann ein gewünschter Effekt sein. Falten im Gesicht werden durch dieses Licht nicht betont und werden weniger sichtbar.
Fotografiert man mit Tageslicht und möchte Gebäude und Stadtlandschaften aufnehmen, benötigt man eine gewisse Planung, damit die Schatten wie gewünscht fallen. Für diese Planung gibt es Tools und Apps auf dem Handy (siehe Das Beste Licht an der Location)
Je nach Art des Mitlichts werden Farben im Bild unterschiedlich dargestellt. Haben wir ein gerichtetes (hartes) Mitlicht, werden die Farben leuchtender dargestellt. Haben wir ein ungerichtetes (weiches) Mitlicht werden Farben gedämpft, pastellig dargestellt.
Mitlicht wird in der Porträtfotografie eher in Form von weichem Licht genutzt, um das Zukneifen der Augen vom Porträtierten zu vermeiden.
Detailaufnahmen von farbigen Gegenständen werden bevorzugt mit gerichtetem (hartem) Mitlicht gemacht, damit nicht Schatten nicht die Details überdecken sollten und Farben präzise gezeigt werden sollen.
Gegenlicht - das Gegenteil von Mitlicht
Beim Gegenlicht steht unser Motiv zwischen der Kamera und der Lichtquelle. Unser Motiv wird also von hinten beleuchtet.
Je nach Art unseres Lichts (weiches oder hartes) werden wir die Gegenlicht-Effekte unterschiedlich stark sehen.
Bei hartem Licht werden die Lichtkanten unseres Motivs deutlich sichtbar, wobei der komplett zur Kamera gewandte Seite unseres Motivs im Dunkeln versinkt. Das Motiv schattet sich der kamerazugewandten Seite selbst ab. Siehe hierzu das Beispielfoto mit dem Porträt und hartem Gegenlicht.
Haben wir ein weiches Licht, das meistens größer als unser Motiv ist, bekommen wir einen interessanten Effekt. Das Licht umfließt unser Motiv und wir bekommen zur Lichtkante einen fließenden Übergang. Trotzdem werden noch der kamerazugewandten Seite unseres Motives diese im Dunkeln verschwinden. Siehe hierzu das Beispielfoto mit dem Porträt und weiches Gegenlicht.
Extrem spannend wird Gegenlicht bei transparenten bzw. teiltransparenten Motiven. Fotografiert man Blätter im Gegenlicht, erhalten wir gesättigte Farben und die Helligkeit ist hoch. Das Motiv hat eine Lichtkante um seine Ränder, was das Motiv noch stärker vom Hintergrund differenziert.
Da das Gegenlicht für den Betrachter ein ungewohntes Licht ist, ist es auch ein spannendes Licht.
Hier versagt die automatische Belichtungsmessung regelmäßig und es wird eine falsche Belichtung ermittelt.
Seitenlicht – mehr Schatten, mehr Drama
Über ein seitliches Licht bekommen wir mehr Schattenpartien. Wenn wir dies uns in der Porträtfotografie ansehen, stellt man sehr schnell fest, dass je seitlicher das Licht kommt, wir mehr Dramatik in unser Porträt bekommen.
Die Schatten werden mehr. Dabei spielt wieder eine Rolle, ob wir gerichtetes, hartes Licht für markante Schatten oder weiches, diffuses Licht für langsam übergehende Bereiche von Hell nach Dunkel bekommen.
Im Kapitel „Die 5 ½ Licht-Setups für Portraitfotografie“ finden sich Beispielfotos und Skizzen, wo Licht herkommt und wie die Position von Kamera und Modell ist.
Lichtfarbe
Mehr über die Lichtfarbe in einem eigenständigen Kapitel, da es ein umfangreiches Thema ist.