die „Menge“ an vorhandenem Licht zum Fotografieren - Lichtwert (LW) / Exposure Value (EV)

Endlich die vorhandene Lichtmenge verstehen

Lichtquelle, Abstand zum Motiv und Beleuchtungsstärke

Woher weiß die Kamera eigentlich, wie viel Licht zum Fotografieren vorhanden ist? Fragen, die man sich durchaus stellen kann und die Antwort ist „erhellend“. Das Wissen darüber sorgt für technisch bessere Fotos!

Bei Licht und Helligkeit in der Fotografie taucht immer wieder der Begriff vom Lichtwert (LW) bzw. auf englisch von Exposure Value (EV) auf. Der Lichtwert beschreibt flappsig gesagt die vorhandene Lichtmenge beim zu fotografierenden Motiv.

Was ist das und was ist der Mehrwert für den Fotografen? In den Zeiten der Analogen Kameras war die Bestimmung der vorhandenen Lichtmenge notwendig, um keinen Film durch unter- bzw. überbelichtete Fotos zu verschwenden. Dazu wurde ein Belichtungsmesser eingesetzt. Es wurde die vorhandene „Menge“ von Licht beim Motiv gemessen (was die präzisere Methode ist, als das Licht zu messen, was vom Motiv reflektiert wird).

Heutzutage ermittelt die Kamera selbständig (bzw. versucht es) die vorhandene Menge an Licht und kann die passenden fotografischen Werte wie Blendenwert, Verschlusszeit und ISO einstellen.

Trotzdem ist die Beschäftigung mit dem Lichtwert (LW) „erhellend“, da dieser die Vorstufe zum perfekten Verständnis des Belichtungsdreieck darstellt.

Was ist der Lichtwert LW (exposure value EV)?

Der Lichtwert LW (englisch EV = „exposure value“) repräsentiert eine Gruppe von Zeit-Blenden-Kombinationen, die gleichwertig im Bezug auf die Bildhelligkeit sind. Beim Fotografieren erhält unser Foto immer die gleiche Lichtmenge auf den Sensor, wodurch es gleich hell (idealerweise korrekt belichtet) ist.

Was dabei rauskommt: für das vorhandenes Licht werden die verschiedenen gleichwertigen Kombinationen von Blendenwerten und Belichtungszeiten bei ISO 100 ausgegeben.

Schauen wir uns dies Anhand eines Diagramms an. Auf der linken Seite sind die üblichen Blendenwerte in Orange abgebildet. Auf der rechten Seite die Zeitwerte in Pink. Geht man nun von einem Blendenwert die orange Linie nach rechts, schneidet diese die pinken Linien der Zeitwerte. Am Schnittpunkt kann man der blauen nach unten folgen und erhält den Lichtwert. Dieser ist bei ISO 100 definiert.

Starten wir beispielsweise beim Blendenwert 5,6 und dem Schnittpunkt für die Belichtungszeit von ¼ Sekunde. Am Schnittpunkt gehen wir nach unten und sehen, dass wir beim Lichtwert von 7 herauskommen. Soweit, so gut. Aber was bringt es uns?

die Lichtwerte in Kombination von Blendenwert und Zeit (ISO 100)
die Lichtwerte in Kombination von Blendenwert und Zeit (ISO 100)

Die magische Frage: Wie viel Licht haben wir? Wo befinden wir uns nun in unserem Diagramm? Wie ist also der aktuelle Lichtwert?

Dazu können wir einfach mit unserer Kamera ein Foto mit ISO 100 schießen. Wir legen also den ISO-Wert auf 100 fest (keine ISO-Automatik). Solange wir nicht im manuellen Modus fotografieren, erhalten wir Werte für den Blendenwert und die Belichtungszeit und können diese direkt im Diagramm einzeichnen. Gehen wir nun die blaue Linie vom Schnittpunkt nach unten, sehen wir den aktuellen Lichtwert (also wie viel Licht haben wir gerade). Dazu gehen wir einfach davon aus, dass sich unsere Kamera nicht bei der Belichtung vermessen hat. Genauer geht es mit einem Belichtungsmesser. Warum es hier zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der Messung über die Kamera kommen kann, kommt daher, dass wir mit der Kamera das reflektierte Licht vom Motiv messen und das somit abhängig vom Motiv ist und indirekt von der vorhandenen Lichtmenge. Aber zum ersten Verständnis ist das schon mal eine gute Richtung.

Im Beispiel haben wir von unseren Digitalkamera bei ISO 100 nun als Blendenwert 5,6 und ¼ Sekunde

Lichtwert der aktuellen Situation
Lichtwert der aktuellen Situation

Folgt man nun der blauen Linie, sehen wir, welcher Lichtwert LW (EV) gerade herrscht bzw. wie viel Licht gerade vorhanden ist.

Lichtwert 7 in unserem Beispiel
Lichtwert 7 in unserem Beispiel

Das tolle ist, dass wir alle Kombinationen an Blendenwerten-Zeitwerten auf der blauen Linie (mit grünem Kasten versehen) des 7er Zeitwerts nutzen können.

alle möglichen Kombinationen von Blendenwert und Zeitwert mit der gleichen Bildhelligkeit/Belichtung
alle möglichen Kombinationen von Blendenwert und Zeitwert mit der gleichen Bildhelligkeit/Belichtung

Haben wir mehr Licht zur Verfügung, wandert die Linie entsprechend. Im folgenden Beispiel sind wir bei Sonnenschein unterwegs:

Lichtwert bei Sonnenschein
Lichtwert bei Sonnenschein

Der Lichtwert kann auch höher als 15 sein. Bitte hier einfach das Dreieck sich weiterdenken!

Oder auch niedriger - im folgenden Beispiel der Lichtwert bei einer Wohnraumbeleuchtung mit Lichtwert 5 und 80 Lux.

Lichtwert einer Wohnraumbeleuchtung mit Lichtwert 5 und 80 Lux
Lichtwert einer Wohnraumbeleuchtung mit Lichtwert 5 und 80 Lux

Wie berechnet sich der Lichtwert (LW)?

Für Menschen, die Mathe mögen oder in die Tiefe gehen wollen. Ansonsten einfach bei der nächsten Überschrift weiterlesen!

Lichtwert = log⁡2 ( Blendenzahl² / Belichtungszeit )

Formel für die Berechnung des Lichtwerts
Formel für die Berechnung des Lichtwerts

Wir starten also bei Blendenzahl von 1 und einer Belichtungszeit von 1 Sekunden mit einem Lichtwert von 0 (alles bei ISO 100).

Durch den Logarithmus auf Basis von 2 erhalten wir Zahlen, die für uns als Nichtmathematiker gut zu nutzen sind und nicht logarithmisch größer werden. Wir erhalten durch diese Berechung eine lineare Darstellung (1, 2, 3, 4, ...) anstelle der logaritmischen Darstellung (1, 10, 100, 1000, ...)

Diese Gruppe von Zeit-Blenden-Kombinationen kann auch als eine Tabelle dargestellt werden:

Tabelle der Lichtwerte (LW) und möglichen Blendenwerte/Verschlusszeiten
Tabelle der Lichtwerte (LW) und möglichen Blendenwerte/Verschlusszeiten

Für das Verständnis benötigen wir ein paar Einheiten wie Lux und Candela. Nicht erschrecken: es wird einfach und verständlich erklärt!

Lux (lx) ist die Einheit für die Beleuchtungsstärke. Dabei kommt die Einheit Lux von lateinischen Wort Lux, was nichts anderes wie Licht bedeutet. Beleuchtungsstärke bedeute, wie hell eine bestimmte Fläche angeleuchtet wird.

Definition Lux:
Lux = Candela / Abstand² (in Metern)

Für die Definition von Lux müssen wir erst einmal die Maßeinheit Candela (lateinisch für Kerze) verstehen. Candela (cd) steht für die Lichtstärke des Leuchtmittels (damals also eine Kerze). Eine Kerze hat eine Lichtstärke von 1 Candela (cd).

Jetzt ist für uns Fotografen es so, dass uns nicht interessiert, was wir oben reinstecken, sondern was dabei rauskommt. Uns interessiert das Licht nicht am Leuchtmittel, sondern am Motiv.

Und hier ist somit die Beleuchtungsstärke in Lux interessant.

Schauen wir uns an was 1 Candela (von einer Kerze) im Abstand von 1 Meter zu unserem Motiv macht. Und unser Motiv ist genau 1 m² groß.

Und weil es rechnerisch so praktische Größen sind, bekommen wir von der Kerze mit 1 Candela dann im Abstand von 1 Meter exakt 1 Lux an Beleuchtungsstärke.

Lichtquelle, Abstand zum Motiv und Beleuchtungsstärke
Lichtquelle, Abstand zum Motiv und Beleuchtungsstärke

Wie man die Beleuchtungsstärke messen kann

Nutzt man nun einen Belichtungsmesser, erhält man je nach Gerät den Lichtwert EV wie auch die Angabe der vorhandenen Beleuchtungsstärke in Lux.

Beispiel Belichtungsmesser DigiSky von Gossen
Beispiel Belichtungsmesser DigiSky von Gossen

Nutzung Belichtungsmesser

Dabei sollte man beachten, wie der Messkopf (der Diffusor) eingestellt ist. Ist der Messkopf mit der halbkugelförmigen Kalotte komplett zu sehen, führen wir eine Lichtmessmethode durch, die gut geeignet für die Porträtfotografie ist. Diese wird bei der Fotografie gerne genutzt (Eselsbrücke: die halbkugelförmige Kalotte ähnelt einem Kopf – also gut für Porträt).

Ist der Diffusor plan (wenn das überhaupt bei dem genutzten Gerät möglich ist), messen wir, was aus Richtung der Lichtquelle ankommt. Diese Stellung der Kalotte ist gut für die Messung für die Beleuchtungstechnik (z.B. Blitzen).

Unterschied Lichtmessung und Objektivmessung

Messen wir von der Kamera aus, machen wir eine Objektmessung. Was wird also von unserem Motiv an Licht reflektiert und kommt bei dem Standpunkt unserer Kamera an. Hier ist eine Graukarte (18%iges Remissionsvermögen) vorteilhaft.

Messern wir vom Motiv aus, führen wir eine Lichtmessung aus. Diese ist präziser, aber nicht immer möglich. So kann man im Zoo beispielsweise nicht in das Gehege mit den Löwen steige, um eine Lichtmessung beim Motiv Löwe durchzuführen.

Verschiedene typische Werte in Lux beim Fotografieren

Um ein Gefühl für die Lichtmenge zu bekommen, hier typische Werte für Situationen aus dem Alltag:

Lux (Lx) Lichtwert Lichtsituation
0,001 -11.3 Sternenklarer Nachthimmel bei Neumond
0,25 -3.3 Vollmond im Zentit
1 -1.3 Kerze (1 Meter entfernt)
2,5 0 Mondlicht
3 0.3 Dämmerung (Sonne 6° unter Horizont)
10 2.0 Straßenbeleuchtung
50 4.3 gedimmtes Wohlfühllicht Wohnzimmer
100 5.3 Wohnraumbeleuchtung
300 6.9 Grundbeleuchtung Wohn-, Schlaf- oder Esszimmer
500 7.6 Schreibtisch (lesen, arbeiten, nähen)
750 8.2 Dämmerung (Sonne knapp unter Horizont)
1.000 8.6 Beleuchtung TV-Studio
3.500 10.5 bedeckter Himmel im Winter (je nach Wolkenanteil, Jahreszeit und Ort)
10.000 12.0 Im Schatten im Sommer
20.000 13.0 bedeckter Himmel im Sommer (je nach Wolkenanteil, Jahreszeit und Ort)
100.000 15.3 Sonnenlicht wolkenfreier Himmel
130.000 15.7 starkes Sonnenlicht

Hat man nun die Beleuchtungsstärke in Lux, kann man dies umrechnen bzw. Umrechnen lassen. Dafür gibt es die folgenden Formeln oder einfach den folgenden Kalkulator nutzen. In diesem kann man typische Lichtsituationen auswählen oder auch einen Lux-Wert direkt eintippen:

Verwendete Formeln:
Lichtwert (LV) = 5 × log10(Lux) + 12
Belichtungszeit (t) = (Blende2) / (2LV)

Quintessenz

Ziel war, ein Verständnis von Licht und Helligkeit auszubauen und diese quantifizierbar zu machen. Dafür werden die üblichen Werte mit Lichtwert (LW) genutzt.

Da der Lichtwert (LW) bei ISO 100 angegeben wird, erhalten wir eine begrenze Anzahl an möglichen Blendenwert/Belichtungszeiten. Um flexibler zu werden, kommt hier als dritter Wert die ISOs in Spiel, auf die in den folgenden Kapiteln eingegangen wird (ISO-Wert, Belichtungsdreieck).

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