Crop-Faktor, Formatfaktor, „Brennweitenverlängerung“

In der Fotografie stolpert man früher oder später über den Begriff des Crop-Faktors. Technisch gesehen, beschreibt der Begriff Crop-Faktor das Längenverhältnis zwischen zwei Formaten (gemessen in der Diagonalen).

Schön und gut, aber für die Praxis erst einmal sinnlos und irritierend. Denn was ist jetzt besser für mich in meinem Fall mit meiner Fotopraxis?

Bedeutung des Crop-Faktors in der Fotopraxis

Schauen wir es uns nochmals an. Das englische Wort „crop“ bedeutet „kupieren, scheren, stutzen“. Unser Foto wird also zurechtgestutzt und beschnitten.

Strahlengang in Kamera im Vergleich von KB zu Crop-Faktor 2
Strahlengang in Kamera im Vergleich von KB zu Crop-Faktor 2

Im Bildkreis sehen wir das deutlich kleinere MFT-Format (Micro Four Thirds) mit roten Rahmen abgebildet. Es sieht aus, als wären die Ränder beschnitten zum Vergleich des Kleinbildformats (blauer Rahmen).

Unser fertiges Foto bei Nutzung einer Kamera mit Crop-Faktor erscheint also deutlich größer als das Foto der Kleinbildkamera!

Es fühlt sich an, wie eine „Brennweitenverlängerung“, was ein äußerst ungünstiger Begriff ist.

Jetzt kommt die Praxis. Wir entscheiden uns für eine Kamera aus verschiedenen Gründen. Dazu gehören neben dem Einsatzgebiet auch die Größe und der Preis (sowohl von Kamera als auch der Objektive).

Crop-Faktor im Vergleich Kleinbildformat und APS-C-Sensor
Crop-Faktor im Vergleich Kleinbildformat und APS-C-Sensor

Haben wir als Einsatzgebiet Tierfotografie (und das im Ausland), ist man unter Umständen ganz froh, wenn das Equipment leichter ist und die Objektive nicht so wuchtig und schwer. Erscheint unser Bild also doppelt so groß, benötigen wir gefühlt anstelle eines 400 mm-Objektivs nur ein 200 mm-Objektiv. Daher kommt der ungünstige Begriff der „Brennweitenverlängerung“. Das Objektiv bleibt aber bei seinen Eigenschaften! Es hat z. B. 200 mm, egal ob ich es an einer Vollformatkamera (Kleinbildformat) oder an einer Kamera mit MFT-Sensor einsetze. Und zu den Eigenschaften gehören auch Lichtstärke und Verzerrungen.

Daher einfach bei Crop-Faktor an das Beschneiden des Bildkreises denken und dann passt das auch.

Relevanz Crop-Faktor bei Porträtfotografie

Nutze ich eine Kamera mit Crop-Faktor 2, dann muss ich fast doppelt so weit weg gehen vom Motiv für das gleiche Porträtfoto. Das ist einerseits ungeschickt und andererseits ändert sich auch etwas bei den Proportionen (siehe entsprechendes Kapitel).

Auch ändert sich die Schärfentiefe! Wir haben bei Crop-Faktor-Kameras kleinere Sensoren und somit eine größere Schärfentiefe. Was bei der Tierfotografie erwünscht ist, kann bei der Porträtfotografie störend sein, wenn man die fotografierte Person vom Hintergrund freistellen und den Hintergrund in der Unschärfe verschwinden lassen möchte.

Resümee Crop-Faktor

Das Einsatzgebiet und die eigenen Fotografiebereiche sind immer das entscheidende Kriterium für die Wahl der Kamera (und die Größe des Sensors und des damit verbundenen Crop-Faktors).

Berechnung des Crop-Faktors

Hierbei wurde das Kleinbildformat (36 mm x 24 mm) als Standard genommen und als 1 gesetzt.

Rechenbeispiel: Wie ist der Crop-Faktor zum Micro Four Thirds (MFT)-Format? Dieses hat eine Abmessung von 17,3 mm auf 13 mm. Zum Berechnen benötigen wir die Formel:
Durchmesser = Wurzel aus a2 + b2

Als Ergebnis erhalten wir bei 17,3 mm x 13 mm dann als Diagonale 21,64 mm.

Unser Vergleichswert ist das Kleinbildformat mit 36 mm x 24 mm (Diagonale = 43,267 mm).

Somit ergibt sich der Crop-Faktor von 43,267 mm / 21,64 mm = 1,999939 (gerundet 2).

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