Harmonische Farben und Farbkreis: Verstehen und beim Fotografieren nutzen
Von Regenbogenfarben zum Farbkreis
Wie wirken Farben? Und warum „funktionieren“ manche Farbzusammenstellungen und manche sind jenseits von Harmonie?
Wenn wir nur Fotos von Landschaften, Blumen und nicht von Menschen gemachten Gegenständen machen würden, hätten wir schätzungsweise kein Thema mit harmonischen Farben. Diese in der Natur vorgegebenen Farbzusammenstellungen wirken interessanterweise harmonisch. Wobei eine harmonische Wirkung bei Farben nicht bedeutet, dass es sich um die eigenen Lieblingsfarben handelt!
Lassen Sie uns Farben einmal rein wissenschaftlich analysieren.
Farben der Sonne – sichtbar durch einen Regenbogen
Wenn wir uns einen Regenbogen ansehen, sehen wir die Spektralfarben, die uns Sonnenlicht bietet. Die Farben des weißen Lichts der Sonnen werden durch die Tropfen im Regenbogen gebrochen und somit sichtbar. Einfach nachvollziehbar wird es, wenn wir das Licht der Sonne durch ein Prisma leiten. Auch dann wird das weiße Licht in die Spektralfarben zerlegt. Im normalen Leben wird von Regenbogenfarben gesprochen. In der Physik werden den Farben die entsprechenden Wellenlängen zugeordnet.
Wir als Menschen können Wellenlängen zwischen 380 Nanometer bis 780 Nanometer (nm) wahrnehmen. Isaac Newton hat im 17. Jahrhundert dies über ein Prisma erforscht und sieben Spektralfarben festgelegt:
• 380 – 429 nm: Farbton Violett
• 430 – 489 nm: Farbton Blau
• 490 – 569 nm: Farbton Grün
• 570 – 599 nm: Farbton Gelb
• 600 – 639 nm: Farbton Orange
• 640 – 780 nm: Farbton Rot
Die Regenbogenfarben werden zum Farbkreis „gebogen“
Die Farben können wir nun auch in einem Kreis darstellen – der sogenannte Farbkreis. Hier wird Gelb oben platziert und die Farben gegen den Uhrzeigersinn ausgegeben. Dabei folgt dann nach Violett wieder rot. Ich möchte mich hier nicht in der Diskussion der verschiedenen Farbkreise nach Goethe, Itten und Küppers verlieren, sondern ein grundlegendes Verständnis zeigen.
Genutzte Farben eines Fotos analysieren
Jetzt können wir die vorherrschenden Farben eines Fotos mathematisch analysieren und im Farbkreis anordnen. Hier bietet sich das kostenfreie Online-Tool von Adobe unter, dass man unter https://color.adobe.com/de/create/image findet.
Hier kann ein Foto hochgeladen werden und die die Farben für die Farbstimmung extrahiert werden.
Hier mit unserem Beispielfoto einer Orchidee:
In diesem Tool können dann diese extrahierten Farben auf dem Farbrad angezeigt werden.
Hier wird nun schnell ersichtlich, dass unser „gelb-orange“ Ton annähernd Komplementär (Gegenüber) zu den Lila-Tönen steht.
Durch Komplementärfarben erreichen wir eine hohe Aufmerksamkeit durch den Betrachter.
Menschengemachte Farbzusammenstellungen
Schaut man sich von Menschen gemachte Farbzusammenstellungen an, wird man oft die Harmonie vermissen. Wenn man diese Farbzusammenstellungen mit dem Farbrad analysiert, wird man ein größeres Chaos vorfinden und sieht rein mathematisch, woher die Disharmonie rührt.
Einschränkung Farbfehlsichtigkeit
Ein Teil der Menschen läuft mit einer Farbfehlsichtigkeit durch das Leben, ohne es wirklich zu wissen. Die Gene für die roten und grünen Farbrezeptoren sitzen auf dem X-Chromosom. Da Männer kein zweites X-Chromosom als Backup haben (zur Erinnerung an den Bio-Unterricht: Männer = XY, Frauen XX) liegt hier öfter (20-mal häufiger als bei Frauen) ein Problem vor wie z.B. eine Rot-Grün-Schwäche. Das kann sich auch nur in einer Farbverschiebung äußern – sprich manche Menschen laufen mit einem Farbeindruck durch das Leben, der „rosiger“ ist als bei anderen. Durch diese Unterschiede gibt es nicht nur kulturell geprägte, sondern auch schlicht durch biologische Unterschiede von Mensch zu Mensch andere Farbempfindung und somit unterschiedliche Farbgeschmäcker. Daher auch die Frage nach der eigenen Lieblingsfarbe.
Einschränkung Farbrad und Farbsysteme
Es können nicht alle Aspekte in einem einzigen Farbsystem komplett abgebildet werden. Dieses Problem rührt aus der Beschaffenheit des menschlichen Farbsinnes. Dieser ist nicht linear! Schaut man sich die relativen Absorptionskurven der Zapfenpigmente im menschlichen Auge an, wird schnell die Komplexität des Themas deutlich.
Daher immer daran denken, dass wir mit Annäherungen arbeiten und keine allgemeingültige „Wahrheit“ gibt. Daher auch der Spruch dem Griechen Thukydides zugeschriebener Spruch: „Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters“. Wir können also in eine Richtung arbeiten, dass möglichst viele eine Farbzusammenstellung als Harmonisch empfinden.