Bildanalyse: Ton in Ton Porträt

Als Fotograf wird man fast zum Typberater. Bei diesem Foto wurde gezielt die Haarfarbe und die Natürlichkeit des Models aufgegriffen und dieses in Wahlnüssen gebettet.

Porträt Ton in Ton mit fesselnden Augen
Porträt Ton in Ton mit fesselnden Augen

Warum das Foto „funktioniert“ – was es beim Fotografieren zu beachten gilt

Farblich gehen Haare und Wählnüsse fast nahtlos ineinander über. Wir haben bei den Farben ein monochromes fast einfarbiges Foto. Vom Hauttyp her und der Augenfarbe funktioniert der im Foto vorherrschende Braunton wunderbar. Durch die gewählte Farbe der Kleidung in schwarz zieht diese keine unnötige Aufmerksamkeit auf sich.

Platzierungen: Die Augen liegen nahezu zentral und durch den direkten Blick auf den Betrachter füllt dieser sich fast schon beobachtet und der betrachtende Blick tut sich schwer, im Bild hin und her zu streifen. Die Augen „knallen“ durch das weiß heraus und die schönen braunen Augen werden durch die jeweiligen 2 kleinen Lichtreflexe der Blitze zusätzlich zum Blickfang.

Würden die Reflexpunkte fehlen, hätte wir nahezu „tote“ Augen. Als Beispiel folgenden Ausschnitt, in dem die Lichtreflexpunkte aus dem Foto retuschiert wurden, um zu zeigen, wie wichtig Reflexpunkte NAHZU immer in Porträts sind. Nur die Bösewichte im Film haben keine Lichtreflexe in den Augen!

Beispielfoto für Augen ohne Lichtreflexe sind eine Sünde beim Fotografieren (meine Meinung)
Beispielfoto für Augen ohne Lichtreflexe sind eine Sünde beim Fotografieren (meine Meinung)

Sollte sich der Blick von den Augen lösen, werden wir durch unsere westliche Sehgewohnheit erst dem rechten Arm des Models folgen, der in einer aufsteigenden Geraden in der offenen grazilen Handhaltung endet. Die Finger der Hand wiederum lenken den Blick des Betrachters wieder zum Gesicht (und den Augen).

grazilen Handhaltung: die Finger lenken den Blick des Betrachters weiter
grazilen Handhaltung: die Finger lenken den Blick des Betrachters weiter

Die Arme dienen als Umrahmung und sind wichtig für die Wirkung des Fotos. Schaut man sich das Foto ohne die Arme an, ist die Wirkung deutlich schwächer.

Der Mund (wie auch die Augen) zeigt ein verschmitztes Lächeln wie bei der Mona Lisa. Auch hat das Foto den gleichen Effekt wie das Gemälde von Leonardos Mona Lisa: egal aus welchem Winkel man als Betrachter dieses Foto ansieht hat man immer das Gefühl, dass man selber angesehen wird. Die Porträtierte schein einen immer anzusehen, was es noch schwerer macht, seinen Blick schweifen zu lassen.

Bildwirkung ohne Arme
Bildwirkung ohne Arme

Gefahr bei dieser Art der Fotografie

Symmetrische Unterschiede werden extrem sichtbar

Möchte man diese Art von Foto machen, sollte man sich „symmetrische“ Menschen heraussuchen und beim Fotografieren sehr darauf achten, ob man exakt in der Mitte ist. Im Beispielfoto ist der Kopf leicht geneigt, was aber noch im Rahmen ist.

Hat das Modell ein sehr unsymmetrisches Gesicht, könne diese Unterschiede überproportional betont werden und wirken unter Umständen für den Porträtierten wie ein Schlag ins Gesicht. Also Augen auf im Vorfeld!

Den Schattenwurf besonders beachten

Schauen wir uns den Schattenwurf an. Durch die Blitze rechts und links auf Augenhöhe haben wir ein relativ hartes Licht (man sieht das an dem kleinen runden Lichtpunkt). Diese Lichtart betont jede Hautunebenheit. Dies Art von Licht kann man bei Menschen mit einem guten Hautbild machen – andere Menschen mit schlechtem Hautbild werden bei Verwendung dieses Lichtes den Fotografen sonst dafür hassen.

Die Schatten am Hemdkragen sagen aus, wie auch sonst überall der Schatten fällt. Und damit kommen wir dazu, dass wir einer schlanken Person eine dicke Nase durch den Schattenwurf verpassen können! Im folgenden Beispiel sieht man, wie stark der Schatten auf die wahrgenommene Breite der Nase wirkt.

Breite Nase durch Schattenwurf
Breite Nase durch Schattenwurf

Hat man versehentlich den Schatten durch die Lichtsetzung produziert hilft Bildbearbeitung.

Weitere Gefahr bei diesem Porträt: der Fotograf steht über dem Model

Als Fotograf oder Fotografin benötigt man das Vertrauen des Models. Diese liegt auf dem Boden zwischen den Wahlnüssen. Damit das Porträt in dieser Art funktioniert, benötigen wir genau den Blick von oben. Man steht also entweder oberhalb vom Kopf (und dreht später das Bild per Bildbearbeitung um) oder man steht breitbeinig auf Bauchhöhe des Models. Das ist keine normale Haltung und irritiert garantiert den einen oder anderen Menschen, den man so Porträtieren möchte. Daher ist es wichtig, im Vorfeld zu beschreiben, was die Zielsetzung ist und um die Erlaubnis zu fragen. Ansonsten wird aus dem verschmitzten Lächeln ein verkrampftes abgerungenes und das Foto sieht entsprechend verkrampft aus.

Daher ist Reden Gold für den Fotografen und eine Zustimmung und Erlaubnis durch das Modell ist unabdingbar.

Das Wahlnussporträt: Resümee

Hier ist Vorbereitung alles. Hat meinen einen natürlichen Typ gefunden, die auch dunkle Farben verkraftet. Sollte man genügend Wahlnüsse haben. Unter allem sollte eine schwarze Unterlage sein, falls die Wahlnüsse doch nicht ganz deckend liegen.

Fotografieren ist immer Geschmackssache und auch Ansichtssache. Ich hoffe, dass die Beschreibung oben, warum dieses Porträt aus meiner Sicht „funktioniert“ für die eigene Fotografie hilfreich ist.

Mir bleibt nur noch mich auch in dieser Form nochmals bei dem Model Oxana Sofie zu bedanken. Das Porträt zeigt schön, was für ein wunderbarer Mensch mit viel Natürlichkeit sie ist.

Porträt Ton in Ton mit fesselnden Augen
Bearbeitetes optimiertes Foto zum Wahlnussporträt
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