die Farbkontraste: das Zusammenwirken der Farben

Johannes Ittens interessierte sich besonders für das Zusammenwirken von Farben. Daher entwickelte er die Lehre der Farbkontraste. Die Farbkontrastlehrer nutzt den von Itten entwickeltes Farbkreis.

Die verschiedenen Farbkontraste

Treffen Farben zusammen ergibt sich ein Farbkontrast. Dabei können es zwei oder mehr Farben sein. Es gibt nach Itten 7 Hauptkontraste:

Der Farbe-an-sich-Kontrast

Der grundlegendste Kontrast und auch der einfachste! Das liegt dann vor, wenn Primärfarben nebeneinanderstehen. Wenn also rot, gelb und oder blau als Flächen nebeneinanderstehen. Hier spricht man von dem Farbe-an-sich-Kontrast, der Bunt und Fröhlich wirkt. Diese Farben finden wir oft bei Bauklötzen und in den Gemälden im Expressionismus von Franz Marc (blaue Pferde) und im Surrealismus von Joan Miró (begrenzte Farbpalette von Rot, Gelb, Blau, Schwarz und Weiß).

Vorteil des Farbe-an-sich-Kontrast

Der Hell-Dunkel-Kontrast

Helle Flächen stehen gehen dunkle Flächen. Unser Auge nimmt helle Flächen schneller war und die dunklen Flächen betonen die hellen Flächen um so mehr. Die Flächen verstärken sich somit gegenseitig und die Bildwirkung wird klar und deutlich.

Daher wird in der s/w-Fotografie sehr gerne mit harten Kontrasten gearbeitet, was den Hell-Dunkel-Kontrast unterstützt.

Hier sieht man auch, dass sich die verschiedenen Kontrastarten nicht gegenseitig ausschließen. Bei einem Foto, dass primär auf den Farbe-an-sich-Kontrast aufbaut, kann auch der Hell-Dunkel-Kontrast vorhanden sein. Meistens findet man immer diesen Kontrast.

Der Kalt-Warm-Kontrast

Rot, gelb und orangetöne empfinden wir als warme Farben. Dagegen werden blau und blaugrüne-Farbtöne werden als kalt empfunden.

Warme Farben: gelb, gelborange, orange, rotorange, rot, rotviolett

Kalte Farben: gelbgrün, grün, blaugrün, blau, blauviolett, violett

Farbkreis: Kalte Farben versus warme Farben
Farbkreis: Kalte Farben versus warme Farben

In kalten Farbtönen dargestellte Bildelemente wirken weiter weg als in warmen Farben dargestellte Bildelemente!

Hier ist auch unsere menschliche Erfahrung, dass bei einer Landschaft die Bereiche, die weitere hintern liegen immer stärker „verblauen“. Dies hat was mit der Luft und der Brechung der verschiedenen Wellenlängen zu tun. Bei Distanz sticht Blau (400 nm) die Farbe rot (700 nm). Stechen ist das falsche Wort. Rot wird über die Distanz absorbiert und ist nicht mehr sichtbar.

Der Kalt-Warm-Kontrast wird in Gemälden, Bildern und Fotos auch gerne genutzt, um Gegensätze darzustellen. Das Gute in Rot (positiv und warm) gegen das Ungute in Blau (kalt und negativ).

Fun Fact Kalt-Warm-Kontrast: das Temperaturempfinden ist direkt mit der Raumfarbe verbunden. Haben wir einen rotorange gestrichenen Raum, empfinden die Menschen im Raum die Raumtemperatur erst ab 11-12 Grad als Kalt. Dagegen wird bereits ab 15 Grad Raumtemperatur ein blau bzw. blaugrün gestrichener Raum als kalt empfunden. Diese Untersuchung hat sowohl mit Menschen wie mit Tieren funktioniert.

Farben können uns also anregen oder „drosseln“.

In unserer Fotografie können wir so auch gezielt die Raumtiefe stärker betonen.

Der Qualitäts-Kontrast

Beim Qualitäts-Kontrast wird die Reinheit der Farben berücksichtigt. Beim Mischen von einer Primärfarbe mit einer unbunten Farbe (z.B. schwarz, weiß, Brauntöne) grau erhalten wir eine Abschwächung der ursprünglichen Farbe. Aus Rot mit Weiß erhalten wir einen Rosaton. Sind jetzt beide Farben im Foto vorhanden, liegt ein Qualitätskontrast vor.

Der Quantitäts-Kontrast

Über die unterschiedliche Größe der Farbflächen zueinander entsteht der Quantitäts-Kontrast. Hierbei unterscheidet Itten sehr genau, welche Farbe mit welcher Menge zu einer anderen Farbe interagiert. Bei Gelb und Blau ist das Gelb deutlich kräftiger. Hier benötigt man mindestens doppelt so viel Blau, um eine Balance zwischen den Farben zu erhalten.

Der Komplementär-Kontrast

Wenn 2 Farben sich im Farbkreis genau gegenüber liegen und diese in einem Foto bzw. Bild verwendet werden, spricht man von einem Komplementär-Kontrast. Beide Farben unterstützen sich und puschen die Wirkung nach oben. Wir erhalten die höchste Aufmerksamkeit beim Betrachter.

Komplementär-Kontraste durch die Komplementärfarben
Komplementär-Kontraste durch die Komplementärfarben

Die Wirkung ist sehr ausgewogen.

Beispiel aus der Natur für Komplementär-Kontrast Gelb Violett
Beispiel aus der Natur für Komplementär-Kontrast Gelb Violett

Die wirkmächtigsten sind die Komplementär-Kontraste mit den Primärfarben:

Wir haben also eine Kombination von Primärfarbe zu Sekundärfarbe. Daher erhalten wir nur 3 Kombinationen.

Komplementär-Kontraste mit den Primärfarben
Komplementär-Kontraste mit den Primärfarben

Der Simultan-Kontrast

Wenn bestimmte Farben direkt aneinandergrenzen. Dadurch entsteht eine direkte Beeinflussung.

Wichtig bei der Betrachtung ist, dass beide betrachteten Farben keine Komplementärfarben sind!

Bei den verwendeten Farben für den Simultan-Kontrast werden weder direkte im Farbkreis benachbarte Farben noch genau gegenüberliegende Farben (Komplementärfarben) verwendet. Dadurch entsteht ein gewisses „Holpern“ was sehr anregend auf den Betrachter wirken kann. Möchte man also über seine Fotografie ein gewisse „Aufregung“ erreichen, kann man dies über einen gezielt gewählten Simultan-Kontrast erreichen.

Beim Simultan-Kontrast ist die Reizüberflutung von Bedeutung.

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